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Flucht vor Hall - Nolte als Gefahr von außen

Paderborner Center enttäuscht: »Hier war mehr drin«

Von Peter Klute
Quakenbrück (WV). Er erzielte die ersten zwei Paderborner Erstliga-Punkte nach elfjähriger Abstinenz, Co-Trainer Stephan Völkel bescheinigte ihm ein »sehr gutes Spiel«, doch nach der Schlusssirene in der Artland Arena war auch Marius Nolte ein Verlierer. Körperlich ausgepowert und seelisch frustriert hockte der 25-Jährige nach seinem BBL-Debüt am Spielfeldrand.

Auch seine persönliche Statistik konnte Nolte nicht über die Niederlage der Baskets hinwegtrösten. Zwölf Punkte können sich sehen lassen, halfen am Ende aber nichts. Ebenso wenig die Gewissheit, im Konzert der Großen mithalten zu können und einen heimstarken Play-Off-Kandidat 35 Minuten voll gefordert und zeitweise gar beherrscht zu haben. Denn diese Erkenntnis war für den Geseker nicht neu. »Das soll nicht überheblich klingen, aber das wussten wir vorher. Wir waren sehr gut vorbereitet und die Mannschaft, die uns mit 30 Punkten Unterschied schlägt, muss erstmal kommen. Wir treten nicht in dieser Liga an, um mitzuspielen, sondern um Spiele zu gewinnen und hier war heute mehr drin«, sagte Nolte.
So waren auch der gute Start, als die Baskets zwischenzeitlich gar mit sieben Punkten (17:10) vorne lagen, sowie die Pausenführung für Nolte nicht überraschend: »Wir haben so angefangen, wie wir uns das vorgenommen haben. In der ersten Hälfte standen die richtigen Leute an den richtigen Stellen frei und wenn Steven Esterkamp unbedrängt zum Wurf kommt, trifft er jeden. Leider ist uns das gerade im vierten Viertel nicht mehr so gelungen. Dazu war der Gegner in den entscheidenden Momenten einfach cleverer.« Und treffsicherer. Allen voran Topscorer Adam Hess, Last-Minute-Neuzugang Sean Dockery und Filiberto Rivera warfen die Sieg bringenden Dragons-Dreier. »Da kannst du kämpfen, wie du willst. Das wirft dich als Mannschaft zurück, auch wenn wir alles versucht haben«, so Nolte.
Kämpferischer Einsatz ist genau die Tugend, für die Marius Nolte steht. Mangelndes Engagement kann man ihm nie vorwerfen. Auch am Samstagabend nicht. Nolte gab - wie immer - alles, stieß aber an seine körperlichen Grenzen. 2,06 Meter lang und 105 Kilogramm schwer, das ist schon etwas, aber in der 1. Liga nur Durchschnitt. Sein Hauptwidersacher auf Seiten der Gastgeber ist zwar vier Zentimeter kleiner, aber 13 Kilo schwerer: Darius Hall. Warum der Amerikaner »The Wall« genannt wird, bekamen die Baskets und insbesondere Nolte, der 52 Sekunden vor dem Ende mit dem fünften Foul das Feld räumen musste, zu spüren. 18 Punkte erzielte der 33-Jährige und war aufgrund seiner Dominanz unterm Brett neben Hess der Matchwinner der Dragons. »Um hier zu gewinnen, musst du Hall halten, aber das ist fast unmöglich«, stellte Baskets-Präsident Udo Fölling fest.
Nolte fand neben der körperlichen Masse aber noch einen anderen Aspekt, der dieses Kraftpaket auszeichnet: »Hall weiß seinen Körper einzusetzen und hat bei den Schiedsrichtern hier und da einen Bonus. Aber darüberhinaus hat er viel Erfahrung. Genau das fehlt unserer Mannschaft und vor allem mir noch.«
Für die Nummer 14 und die Mannschaft war es ein Lernprozess. Unterm Korb ging wenig, Nolte floh und zeigte bislang ungeahnte Qualitäten »von draußen«, hatte aus der Mitteldistanz eine 100-prozentige Quote (4/4). »Ich wurde am Brett oft geblockt und habe gleich den ersten Wurf aus der Distanz getroffen. Danach hat Tim Black zu mir gesagt: Mach weiter, du musst eine Gefahr von außen sein.« Das klappte, gereicht hat's trotzdem nicht.

Artikel vom 02.10.2006