30.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Apokalypse unter der Gürtellinie

Comedian Hans Werner Olm »glänzte« mit seinem neuen Programm nur selten

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). »Ist die Liebe noch zeitgemäß?« oder »Was geht eigentlich ab hier?« - Hans Werner Olm, der ungekrönte »King of Entertainment«, stellte diese Fragen am Donnerstagabend in Gütersloh. Sein Programm »Mich hab ich kommen sehen« war eher flach und oft vulgär. Ansonsten: Na ja, es gab schon schlechtere Comedians in der Stadthalle.

In seiner neuen Bühnenshow, die in der Presseankündigung als »waghalsig« angekündigt wurde, steckt eine gesalzene Prise Boshaftigkeit gegenüber beiden Geschlechtern (»Männer und Freuen sehen von hinten gleich aus. Nur vorne passen sie zusammen«) und eine gehörige Portion Selbstüberschätzung (»Ich habe meinen Erfolg nur meinem guten Aussehen zu verdanken«). Aber das ist wohl so gewollt. »Boh, jetzt schreibt die Presse wieder, dass mein Auftritt unter der Gürtellinie gewesen sei. Okay Jungs, aber spielt sich das ganze Leben nicht unter der Gürtellinie ab?«, schickte Hans Werner Olm einen kleinen Seitenhieb in Richtung Printmedien. Und dann legte der gelernte Konditor erst so richtig los. Wo Comedy aufhört, da fängt Olm an. Er beschreibt den Zustand des normalen Wohlstandsmenschen, der vor Langeweile seinen Zeigefinger in die Nase steckt und die er liebevoll die »Bohrinsel des kleinen Mannes nennt.« Er führt das Gütersloher Publikum durch die geheimnisvollen Welten menschlicher Hoffnungen und Triebe. Keine Frage, dabei nimmt »Olmi« kein Blatt vor dem Mund.
So stellt er fest, dass man die Autobahnabfahrt Gütersloh schon mal übersehen kann und weiß genau, dass der Gütersloher jeden Tag im Stadtpark an der Dalke sitzt und die Füße ins Wasser hält, dabei aber trotzdem schwitzt, »weil in seiner Stadt einfach nix los ist«. Das Nachtleben sei für die Bürger hier besonders hart und extrem: »Ich war hier schon oft. Da ist wirklich tote Hose. Arbeitet die Alte Weberei immer noch, oder wurde sie inzwischen renoviert?« Und er fügt hinzu: »Doch in Bielefeld ist es auch nicht besser.« Trotzdem gab es einige Lacher im Publikum, obwohl der erste Akt vor einer langen Pause (20 Minuten) ziemlich lahm war.
Nach der Halbzeit kam sie dann endlich, die »Apokalypse der Nacht«, der »Single des Grauens«, der »Schauder«, der jeden Mann in Fassungslosigkeit versetzt: Luise Koschinsky. Sie wird von ihren Freunden liebevoll »die sprechende Pumpgun aus Meppen« genannt und gehört zu den Frauen, die sich »behaarlich« gegen ihr eigenes Aussehen wehren und ständig für Aufruhr, Krach und Unruhe sorgen. Hinter Luise versteckt sich natürlich Hans Werner Olm, »HWO« wie er selber sagt. Und auf diese »Traumfrau« haben sich auch die heimischen HWO-Fans riesig gefreut. Er beschreibt sie so: »Sie ist meine eigene Ballade an die zärtliche Gewalt femininer Anmut. Ein Hochlied auf die Starken des schwachen Geschlechts. Luise Koschinsky, ich liebe sie. Wie mich selbst. Oh Mann. . . «
Gütersloh war nach Celle die zweite Station seiner Herbsttour. Die Frage, ob Olm noch einmal wiederkommen soll, beantwortet ein Besucher in der Stadthalle eindeutig: »Ein Leben ohne ihn, undenkbar.« Und Meisterzyniker Hans Werner Olm verabschiedete sich auf seine Art: »Küss die Möhre - Euer HWO.«

Artikel vom 30.09.2006