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Ein Drittel wird vermittelt

Die »Arge« macht Bewerbungstraining mit Empfängern von Hartz IV

Von Maren Waltemode
(Text und Foto)
Enger (EA). Andreas Herbst kann sich freuen. Der Hartz-IV-Empfänger aus Herford wird Montag ein dreiwöchiges Praktikum bei der Rohrleitungs-Firma Fehling im niedersächsischen Ibbenbüren beginnen. Eine anschließende Festeinstellung ist dem Familienvater so gut wie sicher. Zusammen mit 15 anderen Langzeitarbeitslosen nimmt der 31-jährige derzeit an eine Trainingmaßnahme im DRK-Haus in der Mathildenstraße teil.

Drei Wochen Theorie sowie drei Wochen Praktikum sollen die Teilnehmer zurück in den Arbeitsmarkt führen. Mit dem Ziel ist die Maßnahme der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) im Kreis Herford zumindest konzipiert. »Die Leistungsempfänger erstellen eine komplette Bewerbungsmappe und bekommen aktuelle Informationen vom Arbeitsmarkt«, erklärt Olaf Müller, Kontaktmanager bei der ARGE in Enger, die Maßnahme. Träger des Wiedereingliederungsangebot ist die FAA, eine Bildungsgesellschaft für die Facharbeiter-Ausbildung mit Sitz in Hiddenhausen.
Andreas Herbst hat den Weg aus der Arbeitslosigkeit geschafft: 700 Bewerbungen hat er in den letzten drei Jahren geschrieben, schon drei Praktika absolviert und zahlreiche Kurtzeitjobs gemacht. »Ich muss gucken, wo ich bleibe«, erklärt der Familienvater. »In den letzten drei Wochen habe ich schon was gelernt und wenn ich nichts mehr lernen konnte, habe ich den anderen geholfen, am Computer zum Beispiel«, fasst Andreas Herbst die Maßnahme zusammen.
Viele Teilnehmer aber sind unzufrieden: »Wie man eine Bewerbung schreibt, weiß ich schon lange - das ganze hier bringt doch nichts«, kritisiert Peter Wimmer die Trainingsmaßnahme. Auch dem bevorstehenden Praktikum stehen die Hartz-IV-Empfänger skeptisch gegenüber.
Zwar hat jeder Teilnehmer einen Praktikumsplatz gefunden, doch die Chancen auf eine anschließende Festeinstellung stehen nicht bei allen so gut wie bei Andreas Herbst und Axel Borchard. Der 44-Jährige aus Spenge antwortet auf die Frage, was ihm die vergangenen drei Wochen gebracht haben: »Einen Job«. Zusammen mit der Lehrgangsleiterin von der FAA, Carmen Krumme, hat er sich auf eine Stelle in einem Bielefelder Unternehmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit beworben und eine Zusage bekommen.
Den anderen 14 Teilnehmern bleibt die Hoffnung, im anstehenden Praktikum ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und die Personalchefs auf sich aufmerksam zu machen.
»Manches Mal greifen die Betriebe auch Monate nach den Praktika auf die Arbeitslosen zurück«, berichtet Norbert Burmann. Er ist Geschäftsführer der ARGE im Kreis Herford. Die genaue Vermittlungsquote solcher Maßnahmen wird bislang statistisch nicht erfasst. Aus Erfahrungswerten schätzt Norbert Burmann sie auf etwa 30 bis 35 Prozent.

Artikel vom 30.09.2006