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Messbilder zeigen den Graben

Experten überraschen mit kleiner Sensation: Die alte Burg in Stelle ist gefunden

Von Sandra Reuter
Rahden (WB). Ein schwarz-weißes Messbild mit verschiedenen Linien und Mustern bestätigt die Vermutung: In Stelle liegen mit größter Wahrscheinlichkeit die Überreste einer mittelalterlichen Burg unter einem Acker.

Die Schüler des Rahdener Gymnasiums gehörten zu den ersten, die das sensationelle Bild zu Gesicht bekamen. In der Aula wurde es auf eine Großleinwand projiziert und von Experten erläutert.
Bei einer geomagnetischen Prospektion (siehe Info-Kasten) haben Torsten Riebe und Norbert Buthmann von der Marburger Firma Posselt & Zickgraf am Donnerstag in den Boden »hineingeschaut« (die RAHDENER ZEITUNG berichtete). Auf einem Messbild sind nun Veränderungen des Magnetfeldes in der Erde sichtbar geworden. Es zeigt alle magnetischen Elemente des Bodens auf einer etwa zwei Hektar große Fläche: einzelne unregelmäßig im Feld verstreute Metallteile, wolkige Bereiche ehemals überschwemmter Gebiete, aber auch das, wonach die Experten suchten.
Erkennbar geworden sind auffällige Strukturen, die eindeutig von Menschen geschaffen wurden, wie die Fachleute wissen: rechte Winkel, rechteckige und lineare Formen und geometrische Muster. »Hier ist sehr wahrscheinlich der Burggraben der ehemaligen Steller Burg zu sehen«, erläutert Buthmann das Messbild. Weitere Ecken, nur vage auszumachen, lassen auf eine Gebäudestruktur schließen. »Das Bild ist nicht auf Anhieb zu lesen, wenn man nicht weiß, wonach man sucht«, sagt Buthmann.
Das Expertenteam um den Rahdener Archäologen und Verleger Dr. Bert Wiegel und Dr. Hans-Otto Pollmann vom Westfälischen Amt für Bodendenkmalpflege hatten jedoch eine klare Vorstellung: Die Aufzeichnungen aus dem Urkataster und Luftbilder waren die ersten Anhaltspunkte für die Nachforschungen. Das Urkataster gibt den Standort an und vermerkt rechteckige Parzellierungen, auf dem Foto sind rechteckige Strukturen im Boden abgebildet. Das Messbild stimmt mit beiden Hinweisen auf die Burg überein.
»Die Steller Burg wurde systematisch aus Stein gebaut und ist in die Zeit des Hochmittelalters (etwa 1150 bis 1350) einzuordnen«, erläutert Pollmann. »Die urkundlichen Quellen geben an, wo die Burg gelegen hat, die Messergebnisse erhärten die Vermutung, dass im Untergrund Mauerreste und ein Burgraben verborgen sind.« Man müsse sich die Steller Burg ähnlich vorstellen wie die Rittersitze Renkhausen in Gehlenbeck und Benkhausen in Gestringen
Die genaue Datierung kann jedoch erst nach Ausgrabungen erfolgen. Wiegel geht davon aus, das die Steller Burg noch älter ist als die Rahdener (1320/30). Historisches Bewusstsein möchte Wiegel erzeugen, das Interesse der Öffentlichkeit an der Burg wecken - eine Voraussetzung dafür, dass mit Grabungen begonnen werden kann. Auch der Grundstückseigentümer muss seine Erlaubnis geben. Die nötigen Finanzmittel für den Vorstoß zu den Überresten der Burg seien da.

Artikel vom 30.09.2006