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Bundeswehr unterstützt
die ISAF auch im Süden

Zwölf Tote nach Selbstmordanschlag in Kabul

Berlin/Kabul (dpa). Die Bundeswehr ist seit Jahren auch im besonders umkämpften Süden Afghanistans engagiert. Bei einem Selbstmordanschlag in der afghanischen Hauptstadt starben am Samstag zwölf Menschen, 42 wurden verletzt.

Immer wieder unterstützten die im Norden stationierten deutschen Soldaten Truppen der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF mit Versorgungsflügen und Materialtransporten, bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Wochenende. Außerdem würden Verletzte und Kranke mit Lazarett-Flugzeugen aus dem Kampfgebiet gebracht.
Allein die Transall-Maschinen haben demnach in diesem Jahr bereits an die 60 Flüge absolviert, berichtet der »Spiegel«. Mitgezählt seien dabei indes auch Transporte in den ruhigeren Westen des Landes, wo Italien das Kommando hat. Wegen des Flieger-Engagements sei Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bei der NATO-Tagung in Slowenien nicht weiter unter Druck geraten, Truppen aus dem Norden, wo Deutschland die Verantwortung trägt, in den Süden zu entsenden.
Jung hatte am Freitag bekräftigt, dass die 2900 Bundeswehrsoldaten weiterhin im Norden des Landes eingesetzt werden. Er spüre auch nach der Aufforderung des NATO-Generalsekretärs Jaap de Hoop Scheffer und des US-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld »keinen Druck«, deutsche Soldaten in den Süden Afghanistans zu schicken. Selbstverständlich gelte, dass Nothilfe geleistet werde.
Auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) verteidigte die Entscheidung, die Bundeswehr nicht im umkämpften Süden Afghanistans einzusetzen. Deutschland habe eine andere Geschichte als andere NATO-Partner. »Wir haben einen langen Weg in einer kurzen Zeit zurücklegen müssen.« Dass die Bundesrepublik sich mit »offensiven Kampfeinsätzen« noch schwerer tue als andere, sei Teil dieses Prozesses. Die NATO führe im Süden Afghanistans einen richtigen Krieg gegen die wieder erstarkten Taliban.
Der Attentäter, der sich vor dem Kabuler Innenministerium inmitten einer Menschenmenge in die Luft sprengte, zündete den Sprengsatz, nachdem er von Sicherheitsbeamten angehalten worden war. Unter den Toten sind zehn Zivilisten und zwei leitende Beamte des Ministeriums. Durch die Wucht der Explosion wurden mehrere Läden zerstört. Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte die Bluttat.
Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hat die Rolle seine Landes im Kampf gegen den internationalen Terrorismus verteidigt. Der Westen würde ohne Pakistan »auf die Knie gehen« und den Kampf gegen die Taliban in Afghanistan verlieren, sagte Musharraf am Samstag. Dagegen erhob Karsai erneut schwere Vorwürfe gegen Pakistan. Ein Abkommen, das die Regierung in Islamabad mit Taliban-freundlichen Rebellen im Grenzgebiet zu Pakistan geschlossen habe, bedeute für Afghanistan »mehr Anschläge«, sagte Karsai in Kabul.
»Pakistan ist der Hauptverbündete (im Kampf gegen den Terror). Wenn wir nicht bei Euch (dem Westen) wären, würdet Ihr nichts zu Stande bringen. Das muss klar sein«, sagte der pakistanische Präsident. »Und wenn der (pakistanische Geheimdienst) ISI nicht auf Eurer Seite wäre, würdet Ihr scheitern.«
Pervez Musharraf reagierte damit auf einen Ende der Woche unmittelbar vor seinem Besuch in Großbritannien bekannt gewordenen Bericht eines Instituts, das dem Londoner Verteidigungsministerium nahe steht.
Darin war dem pakistanischen Geheimdienst vorgeworfen worden, indirekt den Terrorismus weltweit zu unterstützen. Leitartikel

Artikel vom 02.10.2006