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Junge Leute
haben Chancen
im Altenheim

Praktikumsplätze in vielen Bereichen

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Es ist oft wie eine unsichtbare Mauer, die ein Altenheim umgibt, voller Vorurteile und Vorbehalte. »Da gehe ich nicht hin«, ist die oft gehörte Meinung bei jungen Leuten, die einen Ausbildungsplatz suchen. »Wenn die jungen Menschen aber erst einmal hier sind, ist alles wie weggeblasen«, sagt Marion Dewert-Girod, Leiterin des Seniorenzentrums »Rosenhöhe« in Brackwede. Die Einrichtungsleiterin bietet noch Praktikantenplätze an. »Daraus kann sich später ein fester Ausbildungsplatz ergeben.«

Den Praktikanten oder Praktikantinnen bietet das Seniorenzentrum ein Praktikum an, das bis zu einem Jahr dauern kann. »Wir möchten junge Menschen erreichen, die zur Zeit zu Haus sind und nicht recht wissen, was sie einmal werden wollen«, wirbt Marion Dewert-Girod für ihr Projekt. Interessenten sollten mindestens 17 Jahre alt sein und über einen Realschulabschluss verfügen. Das Praktikum kann in fünf verschiedenen Bereichen absolviert werden.
Erster Bereich ist die Pflege. »Der Bedarf in der Alten- und Krankenpflege wächst stetig«, stellt die Seniorenzentrums-Leiterin fest. »Ein Beruf mit Perspektive und enormen Aufstiegsmöglichkeiten.« Junge Leute erfahren hier den Umgang mit Senioren, lernen Besonderheiten kennen »und werden, wenn sie gut sind, in eine Ausbildung übernommen.«
Zweiter Bereich ist die soziale Betreuung, speziell für Jugendliche, die überhaupt noch keine Vorstellungen haben. Sie werden mit alten Menschen und deren Bedürfnissen konfrontiert, begleiten die Senioren bei Ausflügen, beim Einkaufen oder decken den Tisch. »Man lernt hier was fürs Leben. Eine sinnvolle Tätigkeit, denn die alten Menschen wissen auch sehr viel zu erzählen«, sagt Marion Dewert-Girod und fügt hinzu, »dass die Generationen zueinander kommen. Die alten Menschen sehen, dass die Jugendlichen nicht so schlecht sind, sondern im Gegenteil, sie auf nette, hilfsbereite junge Leute treffen.«
Dritter Bereich ist die Hauswirtschaft. Die Praktikanten lernen die Großküche, die Wäscherei, den Service, das Café und das hauseigene Lädchen kennen. Und wenn sie mögen, können sie auch in der Küche mit anfassen. »Vielleicht schließt sich daran eine Ausbildung zur Köchin oder zum Koch an«, gibt sich die Einrichtunghausleiterin optimistisch.
Der vierte Bereich, für den Praktikanten gesucht werden, ist die Verwaltung. Hier lernen junge Menschen Bürotätigkeiten, speziell in Senioren-Einrichtungen, kennen. Im fünften Bereich, der Haustechnik, schauen die Praktikanten dem Hausmeister über die Schulter. »Alles rund ums Haus gehört zu den Aufgabenbereichen«, meint Marion Dewert-Girod. »Ohne Praktikum läuft in keinem der angestrebten Berufe irgend etwas. Eine Ausbildung kann man erst beginnen, wenn die jungen Leute sich konkret entschieden haben«, verweist Marion Dewert-Girod auf die »durchaus guten Erfahrungen.« Etliche Lehrlinge (Ausbildungszeit drei Jahre) hätten das Seniorenzentrum bereits durchlaufen
Ein Praktikant bekommt 190 Euro im Monat, dazu freie Verpflegung und ein kostenloses Ticket für Bus oder Bahn. Zudem können die jungen Leute an den hauseigenen Fortbildungen teilnehmen. Über Ausbildungsvergütungen mochte die Heimleiterin nicht sprechen. »Wenn jemand ernsthaftes Interesse hat, muss er sich selbst kundig machen, da gibt es genug Möglichkeiten.«

Artikel vom 29.09.2006