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Platz erinnert an
Opfer des NS-Terrors

Würdigung der Namensgeberin Käthe Elsbach

Von Bernd Bexte (Text)
und Jörn Hannemann (Foto)
Herford (HK). Der Volksmund hat sie bereits »Roter Platz« getauft. Gestern erhielt die Freifläche an der Nordseite des Elsbach-Hauses ihren richtigen Namen: Käthe-Elsbach-Platz.

Die Fläche ist Teil des ambitionierten Gestaltungsprojektes im Umfeld der ehemaligen Wäschefabrik, dessen Höhepunkt Luciano Fabros »Boulevard der Künste« ist. Das Gesamtvorhaben kostete 1,5 Millionen Euro, davon entfielen 345 000 Euro auf den Käthe-Elsbach-Platz, für dessen Gestaltung die Architekten Reinhold Nickles und Hartwig Rullkötter verantwortlich waren. »Wir sind im Kostenrahmen geblieben«, betonte Bürgermeister Bruno Wollbrink.
Der rot gepflasterte Platz, an der Seite zum neuen Parkhaus durch korrodierende Stahlplatten begrenzt, ist nach der 1887 in Herford geborenen Käthe Elsbach benannt, Spross der Unternehmerfamilie, die hier einst die größte Wäschefabrik Europas unterhielt. Die Jüdin war 1942 nach Theresienstadt, später nach Auschwitz deportiert worden, wo sie im Oktober 1944 getötet wurde.
Die Idee zur Namensgebung des Platzes hatte Textilunternehmer Jan A. Ahlers. Seine Familie, die bereits Aktien an der Elsbach AG erworben hatte, übernahm den Betrieb der Elsbachs im Jahre 1938. Die Nazis beschlagnahmten den Kaufpreis, die Firma hieß fortan »Herforder Wäschefabriken AG«. Auf diese Weise wurde Herfords damals größter Betrieb »arisiert«. Nach dem Krieg hatte die Familie Elsbach ihre Aktienmehrheit zurückerhalten und sie 1964 an die Ahlers GmbH abgetreten.
Zum kleinen Festakt war gestern auch Eva-Maria Küchling-Marsden geladen, Die 84-jährige Bad Salzuflerin ist die Schwiegertochter von Kurt Elsbach, der nach der »Zwangsarisierung« seines Betriebes ins Ausland emigriert war. Ein weiterer Nachfahre, Gerry Maas, lebt in Kanada. Der Sohn von Käthe Elsbach, die 1911 Adolf Maas geheiratet hatte, habe zugesagt, die umfangreiche Bibliothek seiner Eltern der Stadt Herford zu übereignen. Bruno Wollbrink kündigte an, die Familie von Gerry Maas nach Herford einzuladen.
Jan A. Ahlers hatte sogar eigens eine Kopie eines Exlibris mitgebracht, dass der berühmte Maler und Graphiker des Expressionismus, Karl Schmidt-Rottluff, einst für die Bücher dieser Familienbibliothek entworfen hatte.

Artikel vom 28.09.2006