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Grundbuch gibt es bald nur
noch in elektronischer Form

Durch Umstellung im November keine Eintragungen

Halle (pes). Als eines der letzten Amtsgerichte in Nordrhein-Westfalen ist auch Halle an der Reihe: Von Mitte November an wird hier das elektronische Grundbuch eingeführt. Alle Grundbücher werden eingescannt, um direkt am PC bearbeitet werden zu können.

Für die Mitarbeiter im Amtsgericht - die zwei Grundbuchführerinnen und drei Rechtspfleger - bedeutet das in den nächsten Wochen ständige Schulungen - und für die Bürger auf jeden Fall längere Wartezeiten. Weil auch mit Stichtag 31. Oktober ein Datenabgleich mit dem Katasteramt erfolgt, können dann für mindestens vier Wochen keine Eintragungen ins Grundbuch mehr vorgenommen werden.
In den 28 000 Grundbüchern aus dem gesamten Altkreis Halle, die in einem großen Raum im Erdgeschoss des Amtsgerichts lagern, muss eigentlich täglich etwas geändert werden. Grundstücksverkäufe, Hypothekendarlehen, Dienstbarkeiten, Wohn- oder Wegerechte - im Grundbuch wird jede Veränderung vermerkt. Und es bleibt als Historie erhalten, denn Löschungen werden lediglich rot unterstrichen.
Entsprechend umfangreich ist jedes einzelne Grundbuch. Allein die Stadt Halle als Eigentümerin füllt gleich mehrere »Mappen«. In denen allerdings sind von beispielsweise 1600 Einträgen in einem Buch nur noch 400 aktuell und müssten teilweise eigentlich aufgelöst werden, meinen die beiden Rechtspfleger Manfred Speckmann und Udo Keldenich. Aber das könnte pro Grundbuch zwei Wochen dauern. Arbeit, die nebenbei nicht zu bewältigen ist. In den vergangenen Wochen mussten schon viele Grundbuchblätter auf ihre Scannfähigkeit hin getestet und bei Bedarf bearbeitet werden. Ein Kollege hat dafür einige Samstagabende geopfert.
Schon jetzt haben die Rechtspfleger im Amtsgericht einen Berg von Grundbucharbeit zu erledigen, der zu Wartezeiten von vier Wochen führt. Durch die Umstellung auf das elektronische System »SolumSTAR« könnte sich die Wartezeit noch erheblich verlängern, ehe es irgendwann zügiger abläuft. Wer im November oder Dezember ein Grundstück kaufen, ein Haus bauen und ein Hypothekendarlehen aufnehmen will, sollte sich rechtzeitig bei seiner Bank informieren, ob das benötigte Geld auch ohne Grundbucheintrag ausgezahlt wird. Heimischen Geldinstituten reicht da normalerweise die Beurkundung durch den Notar, meinte Manfred Speckmann, auswärtige Banken seien da mitunter etwas schwieriger.
Mit dem Scannen der Blätter in der zentralen Stelle in Unna habe man seither gute Erfahrungen gemacht, weiß Manfred Speckmann von Kollegen aus anderen Gerichten. Dennoch will der Haller Rechtspfleger auf Nummer sicher gehen und die aus Unna zurückkommenden Grundbücher nicht gleich in den Reißwolf schicken. In Halle werden sie noch eine gewisse Zeit gelagert und »nicht zu früh vernichtet«.

Artikel vom 28.09.2006