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»Bis an die
Grenzen des
Steins gehen«

Bildhauerin fertigt filigrane Formen

Von Kathrin Weege
Espelkamp (WB). Mit Raspeln formt Antje Hansen aus »rohen« Specksteinen filigrane Werke. »Man darf niemals gegen den Stein arbeiten, dann zerspringt er. Dennoch versuche ich, an seine Grenzen zu gehen. Einem Engel habe ich einmal hauchdünne Flügel gegeben«, erklärt die gelernte Steinmetzin und Bildhauerin.

»Einen weißen Speckstein habe ich so dünn gedreht, wie es eben ging. Als eine Freundin ihn sah, meinte sie ÝDas sieht aus wie der Elfenbeinturm aus der Unendlichen Geschichte.Ü«, erinnert sich die 41-jährige Espelkamperin. Ihre Vorliebe gilt den filigranen Arbeiten, die sie versucht, bis ins Letzte zu perfektionieren. Zunächst werden die Formen aus dem Stein mit großen und kleinen Raspeln heraus gearbeitet, dann wird seine Oberfläche mit Schleifmitteln samt weich poliert. »Das blank Schleifen nimmt den größten Teil der Arbeitszeit in Anspruch«, sagt die Steinmetzin. Ihre Themen sind sinnliche und unsinnliche Figuren - vom Windlicht, über Rosenblüten bis hin zu Gartenskulpturen
»Für mich ist die Bildhauerei mehr als ein Hobby. Sie macht 50 Prozent meines Lebensinhaltes aus. Ein Leben ohne Steine und ohne Werkstatt kann ich mir gar nicht vorstellen«, ist Hansen überzeugt. Gefühle und Ideen setzt die 41-Jährige beim Bearbeiten des Naturprodukts um. Alle ihre Werke sind Unikate. »Ich forme niemals zweimal die gleiche Figur. Ich versuche zwar, an die Grenzen des Steins zu gehen, dabei zerspringt er auch manchmal. Dann beginne ich von vorne, um mein angestrebtes Ziel zu erreichen. Ist die Figur vollendet, wiederhole ich sie nie«, erläutert Antje Hansen.
Nicht aus allen Specksteinen lässt sich jede Form modellieren. Steine bringen Form und Farbe mit, manchmal wehren sie sich auch im Laufe des Arbeitsprozesses. »Strukturen im Inneren können den Prozess beeinflussen«, weiß die Stein-Expertin
Der rohe Speckstein verrät für den Laien kaum, was später einmal aus ihm werden kann. Er sieht aus, wie ein Stück Steinbruch, das weiß gepudert scheint. Um seine Farbgebung herauszufinden, wischt Antje Hansen ihn mit einem feuchten Schwamm ab. Dann gibt er preis, welche Hauptfarbe er hat. Die genauen Strukturen lassen sich aber erst im Bearbeitungsprozess erkennen.
Ihr Fachwissen hat sich die Espelkamperin in ihrer Ausbildung und durch Arbeitserfahrung angeeignet. Einst war der Beruf des Bildhauers und Steinmetzes eine reine »Männerdomäne«. »Es war in meiner Lehrzeit nicht leicht. Ich war eine Art ÝFrontfrauÜ. Ich durfte mir keine Fehler leisten und musste stets besser als die Männer sein«, erinnert sich Antje Hansen.
Ihre Werkstatt hat die Steinmetzin in Espelkamp an der Isenstedter Straße. »Ich leiste mir den Luxus, nicht alles und an jeden zu verkaufen«, sagt Hansen. Mensch und Stein müssten zusammen passen. Im Dezember stellt die Bildhauerin im Bürgerhaus auf dem Kunsthandwerkermarkt aus.
Einen VHS-Kursus zum Thema »Gestalterisches Arbeiten mit Speckstein« bietet Antje Hansen ab dem 7. November an fünf Abenden von 19 bis 20.30 Uhr an. Die Räumlichkeiten stellt die Firma »Schütz - Design in Stein« in Lübbecke zur Verfügung. Anmeldungen sind bei der VHS, % 0 57 72 / 97 71 0.

Artikel vom 28.09.2006