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Grenzen werden abgeschafft

Ab 2008 können Kinder in jede gewünschte Grundschule geschickt werden

Vlotho (jg). Ab dem Sommer 2008 können auch Vlothoer Eltern ihre Erstklässler in jede beliebige Grundschule schicken - zumindest theoretisch. Denn durch die Hintertür wird die Stadt die bislang gültigen Schulbezirksgrenzen, die nach dem Willen der Landesregierung abgeschafft werden sollen, weiter bestehen lassen: Per Ratsbeschluss werden demnächst Aufnahmekapazitäten für die einzelnen Standorte festgeschrieben.

Nach der neuen »Ausbildungsordnung Grundschule« können Kinder ab Sommer 2008 in jede gewünschte Grundschule geschickt werden - aus Uffeln beispielsweise ohne weitere Begründungen nach Vlotho, Exter oder Valdorf.
Wäre eine der Grundschule gerade besonders beliebt, hätte dieses erhebliche Folgen: Am Standort dieser beliebten Schule müsste die Stadt möglicherweise neue Klassenräume bauen lassen, woanders gebe es Leerstände.
Vorsorglich hat sich der Ratsausschuss für Schule, Jugend und Sport daher in dieser Woche mit dem Thema beschäftigt und die Begrenzung der Aufnahmekapazitäten der einzelnen Schulen empfohlen: Grundschule Vlotho bis zu vierzügig, Grundschule Valdorf und Uffeln jeweils bis zu zweizügig, evangelische Grundschule Exter insgesamt bis zu sieben Klassen in vier Jahrgängen.
Die Kinder aus den bisherigen Schulbezirken sollen nach dem Willen des Schulausschusses wie bisher jeweils vorrangig berücksichtigt werden. Als weitere Aufnahmekriterien sollen gelten: Geschwisterkinder an der Schule, Schulwege, Besuch eines Kindergartens in der Nähe der Schule, ausgewogenes Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen und zwischen unterschiedlichen Muttersprachen, Härtefälle.
Konkret heißt das: Erst wenn nach der Einschulung von Kindern aus dem Umfeld einer Grundschule noch Kapazitäten frei sind, können dort auch auswärtige Kinder eingeschult werden.
Für Helmut Züchner, Produktgruppenleiter für Schule, Jugend und Sport im Vlothoer Rathaus, stellt die Begrenzung der Aufnahmekapazitäten eine reine Vorsichtsmaßnahme dar: »An allen vier Vlothoer Grundschulen wird gute pädagogische Arbeit geleistet, deshalb erwarte ich ohnehin keine größeren Wanderungsbewegungen.« Er weist darauf hin, dass auch jetzt schon in begründeten Einzelfällen eine Einschulung außerhalb des eigentlichen Schulbezirks genehmigt werde.
Exters Rektor Michael Ortmeier sah im Fachausschuss Probleme auf seine Schule zukommen, falls bei weiteren Zuzügen mehr Kinder aus dem Ort eingeschult werden müssten: »Was soll ich Eltern sagen, wenn ich Kinder ablehnen muss, die nicht den evangelischen Glauben haben?« Tatsächlich handele es sich bei dieser Schule um eine Bekenntnisschule, die, so Helmut Züchner, »im Rahmen ihrer Kapazitäten auch nicht-evangelische Kinder« aufnehmen dürfe. Ansonsten sei für Exter eigentlich die Valdorfer Schule zuständig.
Die neue »Ausbildungsordnung Grundschule« tritt landesweit für alle Erstklässler zum Schuljahresbeginn 2008/2009 in Kraft. Abgelehnt hat der Vlothoer Fachausschuss die vom Schulamt des Kreises Herford angebotene Ausnahmeregelung, damit bereits zum nächsten Schuljahr (2007/2008) zu beginnen. »Wir machen von dieser Ausnahmeregelung keinen Gebrauch, da wir den Wegfall der Schulgrenzen sowieso für höchst unglücklich halten«, sagte Helmut Züchner.

Artikel vom 28.09.2006