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Mähen wurde zu einem Geduldsspiel

Ernte in diesem Jahr unter dem Durchschnitt - Wetter machte Bauern zu schaffen

Hiddenhausen (HK). Erntedank steht vor der Tür. Anlass für den Landwirtschaftlichen Kreisverband Herford-Hiddenhausen eine Bilanz zu ziehen: Die Ernte 2006 ist insgesamt durchwachsen ausgefallen. »Wir konnten eine unter dem Durchschnitt liegende Ernte einfahren, dazu mit großen regionalen Unterschieden«, resümiert der Kreisverbandsvorsitzende Wilhelm Brüggemeier.

Das kalte Frühjahr, dann die Hitze und Trockenheit im Juni und Juli, anschließend der Regen im August: Das Wetter machte den Bauern arg zu schaffen. So kam es im Kreis Herford zu überdurchschnittlichen Hagelschäden. »Beim Raps lagen die Schäden auf einigen Feldern bei nahezu 100 Prozent, bei Rüben um die 40 Prozent«, sagt Hermann Dedert, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbandes.
Die Gersteernte begann Anfang Juli. Ausbleibende Niederschläge sorgten seit der Fußball-Weltmeisterschaft für eine schnelle Abreife der Bestände. »Die Gerste hat allerdings am wenigsten unter der Trockenheit gelitten«, weiß der Vorsitzende. Sie konnte mit überwiegend noch zufriedenstellenden, aber sehr schwankenden Erträgen eingefahren werden. Auf milderen Standorten lagen die Erträge im langjährigem Mittel, während auf den Übergangs- und Höhenlagen unterdurchschnittliche Erträge geerntet wurden. Der Vorsitzende: »Im Vergleich zum letzten Jahr machten die Ertragseinbußen rund zehn Prozent aus.« Weiter wurden bei Roggen und Triticale (eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen) eine qualitativ unterdurchschnittliche, ertraglich durchschnittliche Ernte gedroschen. Aufgrund ungleichmäßiger Abreife hat die Rapsernte in diesem Jahr recht spät begonnen. Hier kam es zu Ertragsminderungen von etwa fünf bis zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. »Auch die Ölgehalte liegen etwas unter dem Durchschnitt«, sagt Dedert.
Ab Anfang August - der traditionellen Erntehochphase - geriet die Ernte durch immer wiederkehrende Regefällen zum Erliegen. »Am Ende der Hitzeperiode standen noch etwa 50 Prozent des Weizens - der Hauptgetreideart im Kreis Herford - auf dem Halm«, berichtet der Vorsitzende. Das Warten auf besseres Wetter entwickelte sich zum Geduldsspiel. Oft blieb nichts anderes übrig, als die wenigen Schönwetterstunden zu nutzen und zwischen den Schauern mit höheren Feuchtigkeitsgehalten zu mähen. Häufig musste das Getreide nachgetrocknet werden, verbunden mit deutlichen Zusatzkosten aufgrund hoher Energiepreise. Außerdem verursachten die Regenfälle erhebliche Qualitätsminderungen des reifen Korns, so dass nicht mehr Brot-, sondern nur noch Futtergetreide geerntet werden konnte. Der Vorsitzende: »Hätten wir noch zwei Wochen trockenes Wetter gehabt, wäre die Ernte abgeschlossen gewesen. Nun zog sie sich bis Mitte September hin.« Positiv sei allerdings, das höhere Preise die Ertragseinbußen zum Teil ausgleichen würden.
Für die Ackerfrüchte Mais, Rüben und Kartoffeln und für das Grünland waren die oft ergiebigen Regefälle im August ein Segen. Auch für Milch- und Rindviehbetriebe brachten die Niederschläge Entspannung, aufgrund des Zuwachses auf den Ackerfutter- und Gründlandflächen. Zudem konnte sich der Mais gut erholen. Der Vorsitzende: »Wir erwarten keine schlechte Maisernte.« Bei den Zuckerrüben hoffen die Rübenbauern auf einen schönen Herbst. Sonnenschein könnte die Zuckergehalte in den Rüben nach dem ungewöhnlichen Vegetationsverlauf mit einem schlechten Start im Frühjahr und zu geringen Niederschlägen im Juli erhöhen. »Bei den Kartoffeln ist auf guten Böden eine durchschnittlichen Ernte zu erwarten«, sagt Dedert.
Ansonsten verhält es sich mit den Erdfrüchten wie beim Getreide: Je nach Bodengüte fallen die Erträge sehr unterschiedlich aus, von gut bis unterdurchschnittlich.

Artikel vom 27.09.2006