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Wenn Schläuche Puppen werden

Künstler arbeitet mit Grundschulkindern - Projekt vom Land gefördert

Von Michael Risse
Höxter (WB). Ein Stück Gummischlauch, zwei Holzstöcke und ein Laken. Daraus haben Kinder an der Gemeinschaftsgrundschule Höxter Puppen gefertigt. Mit einfachen Materialien kreativ zu arbeiten und künstlerisch zu gestalten, das lernen die Acht- bis Zehnjährigen in einer halbjährigen freiwilligen Nachmittagsgruppe mit dem Trendelburger Künstler Albert Völkl

Einmal wöchentlich treffen sich Grundschüler im Kunstraum. »Am Anfang hatten sich zehn angemeldet, aber es machte allen so viel Freude, dass daraus schnell 20 wurden«, berichtet Schulleiterin Gudrun Ramb.
Auf dem Tisch liegen einige Gummimatten. »Das brauchen wir als Unterlage, damit wir mit dem Cuttermesser nicht in den Tisch schneiden« sagt die neunjährige Erika Geddert. Ganz nebenbei lernen die Kinder also noch praktische Kleinigkeiten.
»Die Kinder erkennen durch das handwerklich, künstlerische Arbeiten, dass sie was können«, nennt Albert Völkl ein zentrales Anliegen des einjährigen Projektes (40 Einheiten zu je 90 Minuten), welches durch das NRW-Landesprogramm Kultur und Schule mit 2000 Euro gefördert wird. Im ersten Schulhalbjahr läuft die Maßnahme an der Höxteraner Gemeinschaftsgrundschule im Petrifeld, ab Februar in der Grundschule am Nicolaitor.
»Wie bei Erwachsenen gibt es auch zwischen Kindern kaum noch Kommunikation. Hier kommen sie über einfache Dinge ins Gespräch und gemeinsame Spiel. Sie lernen mit Gruppendynamik umzugehen«, erklärt der in Trendelburg lebende Künstler Albert Völkl. Der 53-Jährige ergänzt: »Die Kinder merken, dass sie auch Spaß mit Dingen haben können, die nicht von der Industrie erzeugt sind.«
»Ich sah in Marrakesh, wie Menschen aus Autoschläuchen Vasen erstellt haben«, erzählt Völkl, der dadurch für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten inspiriert wurde. Die alten Schläuche von Lkw- oder Motorradreifen dienen nach einer Reinigung in der Waschmaschine als Ausgangsmaterial für die Kinder. Daraus werden Schattenfiguren erstellt oder Puppenköpfe modelliert. Die Acht- bis Zehnjährigen werden mit Albert Völkl auch einiges über Puppentheater kennenlernen und in einer kleinen Vorführung der Schule präsentieren.
Albert Völkl studierte an der Kunsthochschule Kassel Freie Grafik, Trickfilm, Figurenbau- und Spiel. Seit 1986 leitet er ein eigenes mobiles Figuren- und Schattentheater, das bundesweit unterwegs ist. Das Theater wird seit mehreren Jahren vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.
Außerdem illustriert der Künstler Bücher zeichnet Comics, Theaterplakate, gestaltet Stadtlaternen mit Scherenschnitten aus und übernimmt gestaltende Auftragsarbeiten für andere Theater (Schattenfiguen, Puppen, Bühnenbilder und mehr).

Artikel vom 05.10.2006