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»Türme zeigen auf Gott«

Kirchenweihfest und Jubiläen in Varensell zogen viele Besucher an

Rietberg-Varensell (WB). Ein prachtvolles Kirchweihfest erlebten in den vergangenen Tagen die Gläubigen des Klosterdorfes. Seinen Höhepunkt und Abschluss fand das Zeremoniell zum 100-jährigen Bestehen der Klosterkirche und 50-jährigem Bestand der Pfarrkirche St. Marien am Sonntag. Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann war aus Paderborn angereist, um mit mehreren hundert Gläubigen das Pontifikalamt im Gotteshaus zu feiern.

Die Gemeinde bereitete ihm bei strahlendem Sonnenschein einen begeisterten Empfang. Vor der Grundschule warteten Geistliche, Vertreter der kirchlichen Verbände, der St.-Benediktus-Schützenbruderschaft und viele Zaungäste auf die Ankunft des hohen Würdenträgers. In einem Schiffslandauer kutschierte Peter Conredel den Weihbischof unter der Musik des Spielmannszuges Neuenkirchen zum Klosterplatz. Dort fand nach der Messfeierlichkeit auch der Empfang statt, in dessen Rahmen Kindergartenkinder mit Girlanden aus gebastelten Papiersonnenblumen für den Weihbischof Spalier standen. Fast die ganze Gemeinde sowie zahlreiche offizielle Gäste nahmen an dem Festzeremoniell teil.
Pfarrer Augustinus Dröge konnte für die politische Seite CDU-MdB Hubert Deittert, CDU-MdL Dr. Michael Brinkmeier, Bürgermeister André Kuper und Ortsvorsteherin Anneliese Schulte-Döinghaus willkommen heißen. Die Äbtissin des Varenseller Klosters der Benediktinerinnen, Dr. Judith Frei, viele ihrer Mitschwestern, Vertreter der Geistlichkeit, darunter Probst Dr. Achim Funder, reihten sich in die Schar der Gratulanten ein. Deittert sagte: »Wir haben hier wirklich gute Zeiten hinter uns und wir werden bisher seelsorglich auch noch gut betreut. Aber ob wir künftig noch einen Pastor oder Vikar in unserer Gemeinde haben werden, das können wir nur hoffen.« Er erinnerte sich an die Weihe der Pfarrkirche vor 50 Jahren im September: »Ich war damals Messdiener an der Seite von Lorenz Kardinal Jaeger, er war seinerzeit noch Bischof. Als er mit seinem Bischofsstab, wie es Tradition ist, dreimal gegen die neue Kupfertür schlug, gab es gleich eine Delle. Er hat sich dann redlich bemüht, mit dem zweiten und dritten Schlag das gleiche Loch zu treffen.« Die Delle sei noch heute zu sehen. Bürgermeister André Kuper: »Dieses Gotteshaus zeugt von einem facettenreichen Leben, in dem Glauben tatsächlich gelebt wird. Es bietet Platz zum Beten und Innehalten.« Er überreichte ein Gästebuch, das künftig in der Kirche ausliegen soll und Gläubigen für ihre Einträge, Wünsche, Gebete und Hoffnungen zur Verfügung steht. Den Benediktinerinnen hatten André und Monika Kuper eine Marzipantorte mitgebracht, die auf der Oberseite eine Abbildung der Kirche aufwies.
Äbtissin Dr. Judith Frei betonte in ihren Grußworten: »Wir erfreuen uns täglich an unserer schönen Kirche. Der Neubau damals legte Zeugnis ab vom tiefen Glauben hier in Varensell. Dieses Jubiläum ist ein Zeichen lebendigen Glaubens in der Zeit, in der der Glaube am Verdunsten ist.« Pfarrer Augustinus Dröge stellte die Hoffnung in den Mittelpunkt: »In Zeiten, die für Gott und die Kirche immer schwieriger werden, hoffen wir, dass diese Kirche hier weiterhin ein geistliches Zentrum für die Pfarrgemeinde und weit darüber hinaus bleiben möge.« Weiter erklärte er: »Kirchen mit ihren Türmen sind nicht nur Orte des Gebetes und der Stille, sondern die Türme weisen den Menschen wie nach oben zeigende Finger auf Gott hin. Der Sinn und die Bestimmung des Menschen ist nicht hier auf der Erde zu finden.« Die Varenseller Kirche sei ein Ort, an dem eine Quelle göttlicher Gnadengaben ausströme. »Wir brauchen Orte, an denen wir zu den wirklichen Quellen des Lebens geführt werden.«

Artikel vom 26.09.2006