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Mit beiden Füßen auf dem Boden

Zwölf Mädchen nehmen im »Wadi« an einem Kurs für orientalischen Tanz teil

Von Matthias Kleemann
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Orientalische und und südamerikanische Rhythmen sind absolut angesagt, Klänge, die man vor Jahren nur auf türkischen Hochzeiten oder Kulturfesten hörte, sind heute auf jeder Radiowelle und aus jedem MP3-Player zu hören.

Brandaktuell ist beispielsweise der Hit »Henna« von Cameron und Cheb Khaled. Ins Blut geht auch »Hips Don 't Lie« von Shakira, vor allem offensichtlich bei jungen Mädchen. Aber während Männer sich den Hüftschwung der Sängerin Shakira meistens einfach nur anschauen wollen, möchten junge Mädchen vor allem so tanzen können wie die Kolumbianerin.
Im evangelischen Jugendhaus Wadi können sie es jetzt lernen. Dort gibt es seit vergangenen Freitag einen Kursus »Orientalischer Tanz«. Leiterin ist die Diplom-Sozial-Pädagogin Sabine Stellmacher, die seit 13 Jahren selbst tanzt und auch schon zahlreiche Kurse gegeben hat. »Körperbetontes Tanzen ist in«, sagt sie im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Der Zulauf zum Kurs bestätigt diese Einschätzung. Zwölf Teilnehmerinnen (zwischen 12 und 16 Jahren) hatte Sabine Stellmacher als Höchstzahl festgelegt, zwölf Teilnehmerinnen waren zur ersten Stunde erschienen. Dabei hat wohl vor allem die Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeiterin der Lisa-Tetzner-Schule geholfen. »Neben der Veröffentlichung in den Zeitungen haben wir nämlich Handzettel verteilt«, berichtet Sabine Stellmacher.
Ausgesprochen angetan ist sie von der Zusammensetzung des Kurses. Jüngere und ältere Mädchen sind dabei, deutsche und türkische, mit sehr unterschiedlichen Temperamenten. Für Stimmung ist also gesorgt in der Gruppe.
»Die Mädchen sollen über den Spaß am Tanzen lernen«, sagt Sabine Stellmacher. »Keine muss sich verbiegen, jede braucht nur die Übungen nachzutanzen, die sie möchte. Ich will ihnen Raum zum Probieren geben.« Natürlich gibt es Grundübungen. Körperhaltung ist wichtig. »Bauchtänzerinnen stehen mit beiden Füßen auf dem Boden. Das sollen die Mädchen mit in den Alltag nehmen.« Insofern stärke diese Art des Tanzens auch das Selbstbewusstsein.
Ebenso wichtig ist Körperbeherrschung. Klassische Übungen des Bauchtanzes sind zum Beispiel so genannte »Shimmys«, ein durch Muskelanspannung verursachtes Vibrieren des gesamten Körpers oder bestimmter Körperteile. Gliedmaßen isoliert voneinander bewegen können gehört ebenso dazu: Schlangengleich bewegt sich ein Arm, während die Hüfte kreist, der Rest des Körpers aber absolut regungslos ist. Schließlich: »Eine Bauchtänzerin muss sämtliche Rhythmen kennen und tanzen können.«
Vielleicht wird Sabine Stellmacher mit den Mädchen auch eine kleine Choreographie einstudieren, aber nur, wenn die es wollen. »Spontanität ist mir wichtiger«, sagt sie, »die Mädchen sollen Musikgefühl und Mut zu eigenen Bewegungen entwickeln. »Am Ende muss man das Gefühl haben: Die Musik tanzt mich.«
Bewusst hat man für den Kurs übrigens den Begriff »Orientalischer Tanz« gewählt, erstens, weil der Begriff »Bauchtanz« für den ein oder anderen immer noch anrüchig klingt, zweitens, weil die aktuellen Disko-Hits beispielsweise auch südamerikanische Salsa-Elemente enthalten. Zunächst ist der Kurs auf ein halbes Jahr ausgelegt, er kann aber verlängert werden. »Wer perfekt tanzen will, braucht zwei bis drei Jahre.« Bei entsprechender Nachfrage könnte auch ein Kurs für Jugendliche zwischen 16 und 18 oder junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren eingerichtet werden, sagt Sabine Stellmacher.

Artikel vom 05.10.2006