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Herrin der Felsenburg Canossa im Blick

Bezirksverbandstag der Ev. Frauenhilfe aus dem Kreis Paderborn und dem Altkreis Warburg

Paderborn/Altkreis Warburg (WB) Das Thema Buße und eine faszinierende Frauengestalt standen im Mittelpunkt des Bezirksverbandstages der Evangelischen Frauenhilfen aus dem Kreis Paderborn und dem Altkreis Warburg. Anlass war der Besuch in der aktuellen Canossa-Ausstellung, mit dem die Veranstaltung begann.

Es folgte ein Vortrag über den wohl berühmtesten Bußgang der europäischen Geschichte und die bedeutende Vermittlerin zwischen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII., Mathilde von Tuszien. Die Herrin der mächtigen Felsenburg von Canossa war als Diplomatin des internationalen Parketts so mächtig, dass der Papst höchstpersönlich ihr einen Rückzug ins klösterliche Leben untersagte.
Referentin Barbara Link zog auch Vergleiche zu biblischen Gestalten, um den rund hundert Zuhörerinnen die Persönlichkeit der Mathilde von Tuszien näherzubringen: »Mathilde wäre gerne die Maria gewesen, die sanft zu Jesu Füßen sitzt und die Spiritualität in den Mittelpunkt stellt. Aber die Umstände ließen sie zur Martha werden, zur tätigen Gastgeberin, die die Fäden in der Hand hält und nie zur Ruhe kommt.« Dass auch einige katholische Schwestern an Führung und Vortrag teilnahmen, freute die Gastgeberinnen besonders: »So leben wir Ökumene«, betonte die Vorsitzende des Bezirksverbandes, Suse Anthony.
Der heutige Umgang mit den verschiedenen Aspekten von Buße stand schließlich im Mittelpunkt des Abschlussgottesdienstes in der Abdinghofkirche. Im Griechischen, der originalen Sprache des neuen Testamentes, bedeute der Ausdruck für Buße wörtlich übersetzt »um-denken«, erläuterte Frauenhilfspfarrerin Christel Schuchardt in ihrer Predigt.
Erst in der späteren lateinischen Übersetzung stehe der Aspekt der »Strafe« im Vordergrund. »Weil Gott mit uns in Liebe und Einklang leben möchte, schenkt er uns die Buße«, so Christel Schuchardt. »Damit gibt er uns seinen Heiligen Geist und die Freiheit, Ýum-zu-denkenÜ und neu anzufangen. Das ist ein Grund zur Freude.«
Um ganz greifbar zu erfahren, wie Altes abgelegt und damit Raum zum »Um-Denken« geschaffen werden kann, bekamen alle Teilnehmerinnen - darunter auch Superintendentin Anke Schröder - zu Anfang des Gottesdienstes einen kleinen Stein in die Hand. Einige Minuten meditativer Stille luden dazu ein, die Lasten zu bedenken, die auf der eigenen Seele ruhten.
Vor der Feier des Abendmahles konnten die Steine dann unter einem kleinen Kreuz auf den Stufen zum Altarraum abgelegt werden.

Artikel vom 26.09.2006