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BBL ist kein Abenteuer mehr

Udo Fölling

Baskets-Präsident Udo Fölling im Interview: Etat ist bis auf 50 000 Euro gedeckt

Von Elmar Neumann
Paderborn (WB). Am Samstag ist es soweit. Dann feiern die Paderborn Baskets in Quakenbrück ihr Comeback in der 1. Bundesliga. Das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT sprach mit Präsident Udo Fölling über den steinigen Weg in die BBL und die Zukunft des Aufsteigers.

Herr Fölling, steht der BBL-Aufsteiger Paderborn Baskets zwei Tage vor dem Saisonbeginn da, wo er stehen sollte?Udo Fölling: Noch nicht ganz, aber es sieht nicht danach aus, dass wir die ausstehenden Aufgaben nicht bewältigen könnten. Derzeit beschäftigt uns vor allem noch der Hallenumbau und die damit verbundene Problematik, dem Zuschauer die neue Situation im Sportzentrum Maspernplatz transparent zu machen. Aber auch darüber hinaus war und ist natürlich einiges zu bewerkstelligen - von der Hallenorganisation, über das Ticketingsystem bis hin zum angemessenen Internetauftritt. Dieser Aufstieg in die erste Liga bedeutet für uns schlicht einen Quantensprung in allen Bereichen.
Das größte Problem aber stellte nach dem Rückzug des Hauptsponsors Schröno der von der BBL vorgeschriebene Mindestetat von 1 Million Euro dar. Ist dieser jetzt komplett gedeckt?Udo Fölling: Er ist annähernd gedeckt. Da sind wir so nah dran, dass ich schon gar nicht mehr von einer Lücke sprechen möchte. Der Betrag, der uns fehlt, liegt etwa bei 50 000 Euro. Ich gehe daher davon aus, dass wir nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommen. Wir differenzieren aber zwischen dem von der BBL geforderten Etat und unserem Wunschetat in einer Höhe von 1,2 Millionen Euro. Auf dem Weg dahin fehlt demnach ein erklecklicher Anteil.
Mit welchem Zuschauerschnitt wird kalkuliert?Udo Fölling: Wir haben mit einem Schnitt von 2000 Zuschauern gerechnet. Das ist aus meiner Sicht ein sehr konservativer Ansatz, zumal die beiden Spiele im Gerry-Weber-Stadion nur zum Teil berücksichtigt sind.
Die Probleme, diese BBL-Saison zu finanzieren, spiegeln sich auch auf sportlicher Ebene wider. Es konnten nicht alle Wünsche des Trainers erfüllt werden.Udo Fölling: Das ist richtig. Wir hätten gerne zwei Spieler mehr, um eine stabilere Basis zu haben und für einen solchen Fall, wie er jetzt mit der Verletzung von Tim Black eingetreten ist, gewappnet zu sein. Das ist aber nur ein Aspekt. Neben den sportlichen müssen auch die organisatorischen Voraussetzungen für das Unternehmen 1. Liga stimmen. Auch an diesem Punkt müssen wir im Moment noch sparen. Wir haben uns in den letzten ein, zwei Jahren sicherlich schon sehr positiv entwickelt, aber das spielte sich doch größtenteils auf ehrenamtlicher oder Low-Budget-Ebene ab. In der BBL benötigen wir weitere festangestellte Kräfte, die kontinuierlich zur Verfügung stehen. Anders ist dieser erhebliche Arbeitsaufwand langfristig nicht zu bewältigen.
Bei einem Aufsteiger muss auch ein direkter Abstieg ein Thema sein. Als das vor zwölf Jahren passierte, fiel der Verein ins Bodenlose. Würden die Baskets dieses Mal weicher fallen?Udo Fölling: Das ist schwer zu beurteilen. Auf dem Weg zu diesem zweiten Aufstieg in die 1. Liga haben wir allerdings viel geregelt, das uns solider macht. Der Aufstieg ist für den Verein kein Abenteuer mehr, wie es 1994 noch der Fall war. Unsere Zielsetzung ist es, sich mit diesem zweiten Anlauf in der BBL zu etablieren. Ob wir dieses Ziel erreichen, wird davon abhängen, ob es uns gelingt, bis zu Beginn der kommenden Saison einen neuen Hauptsponsor zu präsentieren.
Wie wichtig ist ein guter Saisonstart aus wirtschaftlicher Sicht, gerade im Hinblick auf die Sponsorensuche?Udo Fölling: Es wäre schön, wenn es gelingen würde, nicht auf einem Abstiegsplatz, sondern im Mittelfeld zu landen. Aber unabhängig davon ist die Chance, neue Geldgeber zu finden, in der Ersten Liga ungleich größer als in der Zweiten. Dort ist der Bekanntheitsgrad ein anderer.
Wie groß ist die Hoffnung, kurzfristig einen neuen Hauptsponsor vorstellen zu können?Udo Fölling: Wir sind dran. Es gibt Gespräche, auch wenn das Sponsoring so kurz vor dem Start etwas in den Hintergrund tritt, weil es an vielen Fronten Vorbereitungen zu treffen gilt. Wir werden aber kontinuierlich weiterarbeiten und verfolgen das Ziel, möglichst schnell einen Trikotsponsor zu finden. Das kann auch von jetzt auf gleich passieren, da gibt es Kandidaten. Aber diese Entscheidungsprozesse sind meist länger als man denkt.
Ist die Tür für den ehemaligen Hauptsponsor Schröno und Dr. Franz-Hendrik Schröder für immer geschlossen?Udo Fölling: Wir hatten mit Herrn Schröder keine persönlichen Probleme.
Wie zufrieden waren Sie mit der Reaktion der hiesigen Wirtschaft, nachdem der Rückzug des Hauptsponsors feststand?Udo Fölling: Grundsätzlich halte ich das Potenzial, das wir in Westfalen, Ostwestfalen und Paderborn haben, für sehr groß. Es gibt viele gesunde mittelständische Betriebe. Die Aufgeschlossenheit lässt aber noch zu wünschen übrig. In unserem speziellen Fall haben sich dankenswerterweise einige große Paderborner Unternehmen gefunden, die bereit waren, uns nicht untergehen zu lassen. So gesehen, sind wir mit dem, was passiert ist, sicherlich zufrieden. Doch langfristig müssen wir dafür sorgen, dass es eine größere Bereitschaft gibt, in den Sport zu investieren. Für einen Verein wie die Baskets sollte es langfristig möglich sein, einen Etat von 1,5 bis 2 Millionen Euro aufzustellen.
Eine Woche nach der BBL startet auch die NBBL. Was erhoffen Sie sich von der neu geschaffenen U 19-Bundesliga?Udo Fölling: Für einen mit eher bescheidenen finanziellen Mitteln ausgestatteten Verein wie die Paderborn Baskets ist die Nachwuchsarbeit von umso größerer Bedeutung. Deswegen investieren wir in die Jugend auch nahezu doppelt so viel, wie die von der BBL geforderten 8 Prozent unseres Gesamt-Etats. Wir wollen unsere Talente sukzessive an die BBL heranführen und da dient die NBBL als willkommenes Sprungbrett. Ich sehe bei uns aufgrund der hervorragenden Ergebnisse in der letzten Zeit übrigens auch gute Voraussetzungen, alsbald einen Beitrag zur deutschen Nationalmannschaft leisten zu können.

Artikel vom 29.09.2006