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Kuchen statt Isolation

Alzheimer-Café bietet Treffpunkt für Betroffene

Gütersloh (gpr). Seine Wohnung würde Ulrich H. allein nicht wieder finden. Schon seit geraumer Zeit verwechselt er Namen und Personen, erkennt teilweise alte Bekannte nicht mehr. Aufmerksam wurde seine Frau, als der ehemalige Bankangestellte plötzlich nicht mehr mit Geld umgehen konnte.

Mit diesen Problemen nicht allein gelassen zu werden, ist jetzt das Wichtigste für das Ehepaar. Eine Möglichkeit, Kontakte zu finden, bietet in Gütersloh das so genannte Alzheimer-Café: Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat, von 15 bis 17 Uhr im Stadt-Café an der Hohenzollernstraße 14, gibt es für Betroffene und Angehörige einen Treffpunkt, der einen Austausch bietet. Außerdem sind professionelle und ehrenamtliche Ansprechpartner vor Ort, die Angehörige unterstützen und weitere Informationen geben können. »Wer sich wegen der Alzheimer-Erkrankung schon seit einiger Zeit nirgendwo mehr hintraut, kann im Alzheimer-Café neue Kontakte knüpfen«, sagt Uli Marquardt, Vorstandsmitglied der Alzheimer Gesellschaft Kreis Gütersloh. Für Patienten, die noch zu Hause leben, sei das ein niedrigschwelliges Angebot, das der Isolation entgegen wirke. Die Gesellschaft legt Wert darauf, dass der Treffpunkt »mitten im Leben«, in der normalen Atmosphäre eines Cafés stattfindet. Niemand müsse sich schämen, wenn er oder sein Angehöriger die Alzheimerkrankheit habe. Auch Behinderte und Kranke seien Teil der Gesellschaft, so Marquardt. Erfahrungen in Schweden und England lieferten das Vorbild für das Angebot eines solchen Café-Treffpunktes.
Für Verständnis werben, die Angehörigen entlasten und die Krankheit besser bewältigen: das sind die Ziele der Alzheimer Gesellschaft, die 2005 im Kreis Gütersloh gegründet wurde und mittlerweile 30 aktive Mitglieder hat. Damit steht den zirka 3000 Alzheimer-Erkrankten im Kreis Gütersloh eine Anlaufstelle zur Verfügung, die zahlreiche Tipps für den Umgang mit der Alzheimer-Erkrankung geben kann. Ein weiteres Angebot der Alzheimer-Gesellschaft ist der Angehörigen-Gesprächskreis.
Wer sich ausgelaugt und überfordert fühlt und eine Beratung braucht, wie man mit »schwierigen Verhaltensweisen« von Demenzkranken umgeht, kann sich unter der Telefonnummer 0 52 41/7 09 40 50 Rat holen. Uli Marquardt möchte alle Betroffenen ermuntern, den Kontakt zu suchen. »Man muss sich nicht verstecken«, sagt Marquardt.

Artikel vom 23.09.2006