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Müller will sich
doppelt freuen

SCP-Kapitän trifft Jena-Coach wieder

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Premiere im Ernst-Abbé-Sportfeld: Der FC Carl Zeiss Jena und der SC Paderborn 07 stehen sich zum ersten Mal in einem Meisterschaftsspiel gegenüber. Lediglich zwei Duelle in Freundschaft (1:1 in 2003, 4:2 in 2005) gab es bislang. Dennoch wird es am Sonntag zu einer besonderen Begegnung kommen: SCP-Kapitän René Müller und Jena-Coach Heiko Weber haben eine gemeinsame Vergangenheit.

Es war 1998, als Müller seinen Heimatverein FC Bad Oeynhausen in Richtung Münster verließ. Der heutige 32-Jährige war damals 24 und startete gerade seine Profikarriere, der mittlerweile 41-jährige Weber war bei den Preußen bereits im Spätherbst seiner aktiven Laufbahn angekommen. Dennoch verstanden sich die beiden trotz des großen Altersunterschieds auf Anhieb, wie Müller im Rückblick versichert: »Von ihm als erfahrenem Spieler habe ich als junger Fußballer viel gelernt. Wir haben auch außerhalb des Platzes viel unternommen und waren eng befreundet.«
Als Weber zurück in seine thüringische Heimat ging und Müller quer durch Deutschland zog (Bochum, Oberhausen, Augsburg, Erfurt und seit 2004 Paderborn) verloren die Freunde von einst den Kontakt. Die Vorfreude auf das Wiedersehen ist aber zumindest bei Müller riesig: »Ich finde es toll, dass wir uns am Sonntag treffen. Aber wir fahren dorthin, um zu gewinnen und wenn ich Heiko mit einem Tor ärgern könnte, würde mich das doppelt freuen.«
Weber hat natürlich etwas dagegen und darf durchaus optimistisch sein. Der Erfolgstrainer ist seit 2004 im Amt und seitdem erlebt der Europapokalfinalist von 1981 eine Art Wiedergeburt. Nach vier Jahren Oberliga gelang der Durchmarsch bis in die 2. Bundesliga und auch hier sorgt der FC Carl Zeiss für Furore, darf sich nach vier Spieltagen gemeinsam mit dem Karlsruher SC, MSV Duisburg, 1860 München und Hansa Rostock zum Kreise der fünf Mannschaften zählen, die noch ohne Saisonniederlage sind.
Allerdings gab es auch erst einen Sieg, der jedoch mit dem 3:2 gegen Absteiger 1. FC Köln sicher ein besonderer war. Im Duell der Tabellennachbarn (der SCP liegt einen Zähler vor Jena) soll nun der zweite Heimdreier her, doch Müllers ehemaliger Weggefährte Weber warnt: »Das wird ein schmutziges und ganz enges Spiel. Ähnlich schwer, wie wir es beim 0:0 gegen Eintracht Braunschweig erleben mussten.« Vorne ist bei Jena mit neun erzielten Treffern alles im Lot, hinten dagegen brennt es, bereits acht Gegentore stehen zu Buche. Nach dem jüngsten 4:4 bei RW Essen, das SCP-Geschäftsführer Michael Born an der Hafenstraße live miterlebte, nimmt Weber seine Defensive in die Pflicht: »Es wird eine große Aufgabe für uns, hinten besser zu stehen.«
Der 1:0-Tipp des Coaches ist angesichts der löchrigen Abwehr gewagt, andererseits wartet Paderborn nach dem 0:0 in Braunschweig und der bisher einzigen Niederlage (0:2 beim 1. FC Kaiserslautern) noch auf das erste Auswärtstor.
»Wenn wir gut stehen, ist dort einiges möglich«, hofft Müller, hat aber dennoch großen Respekt vor dem Gegner: »Wenn man sich die Ergebnisse von Jena ansieht, erkennt man die großartige Moral und Disziplin dieser Mannschaft. Sie hat in Offenbach und Essen jeweils Zwei-Tore-Rückstände egalisiert und gegen Köln aus einem 1:2 einen Sieg gemacht.«

Artikel vom 23.09.2006