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»Huhn muss wie ein Dreieck aussehen«

Einzige Frau im Ströher Fittkeverein: Annemarie Sirges (69) züchtet Vorwerck-Hühner

Von Melanie Adelt
Steinhagen (WB). »Staubsauger-Hühner« nennt Annemarie Sirges ihre Tiere liebevoll. Die Steinhagenerin züchtet seit zehn Jahren Vorwerck-Hühner, mit denen sie bei Ausstellungen schon so manchen Preis gewonnen hat. Auch beim Ströher Fittkefest am kommenden Wochenende, 23. und 24. September, ist die einzige Frau im Verein als Ausstellerin mit dabei.

Sie sehen schon außergewöhnlich aus, die Hühner mit braunem Federkleid, schwarzem Hals und feuerrotem Kamm, die sich im Außengehege von Familie Sirges tummeln. Eigentlich sehen sich alle ähnlich, nur einige sind deutlich kleiner als ihre Artgenossen. »Das sind Zwerge«, erklärt die Züchterin. Und es sind auch alles Jungtiere, denn nur die werden ausgestellt.
Im Gehege nebenan gurren Aachener Lachmöwchen zusammen mit Trommeltauben. »Die gehören meinem Sohn. Der hat mich auch vor 20 Jahren zum Züchten gebracht«, erinnert sich die 67-Jährige. Weil ihr Sohn Stefan heute nur noch wenig Zeit hat, kümmert sie sich um das liebe Federvieh. »Ich muss doch sowieso öfters nach meinen Hühnern sehen«, sagt sie, »da kann ich doch auch die Tauben versorgen.«
In einer eigenen Brutmaschine beginnt Annemarie Sirges im März eines jeden Jahres mit der Zucht. »Dazu gehört schon Fingerspitzengefühl«, erklärt sie. Denn ihre Vorwerck-Hühner müssen ganz bestimmten optischen Kriterien entsprechen, um zu einer Ausstellung zugelassen zu werden. »Das Huhn muss aussehen wie ein Dreieck«, fasst sie für den Laien zusammen. Leider sind es in diesem Jahr nur wenige Tiere, die sie beim Fittkefest den Bewertungsrichtern vorstellen kann. »Wegen der Vogelgrippe musste ich die Tiere lange einsperren.« Das habe sich auch auf die Jungtiere ausgewirkt. »Es war, als würden sie nicht mehr genug Sauerstoff bekommen. Viele sind mir einfach von der Stange gefallen«, bedauert Annemarie Sirges.
Weil das Thema Vogelgrippe unter den Geflügelzüchtern immer noch aktuell ist, muss bei der Ausstellung auch erstmals ein Tierarzt mit dabei sein. So lautet die Auflage vom Veterinäramt. Denn: »Eigentlich sind Ausstellungen derzeit verboten. Nur in Ausnahmefällen bekommt man eine Genehmigung«, weiß Otto Wortmann, Vorsitzender des Ströher Fittkevereins.
Obwohl sie ihre Hühner im Oktober schon wieder »einsperren« muss, will Annemarie Sirges das Hobby Geflügelzucht noch lange nicht aufgeben. »Auch wenn ich nicht jedem Huhn einen Namen gebe, hänge ich an den Tieren. Und sie an mir. Wenn ich abends um sieben ins Gehege komme, laufen sie schon auf mich zu.«

Artikel vom 20.09.2006