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Protestaktion:
Ärzte schließen
wieder Praxen

Notdienst am Freitag gewährleistet

Versmold (OH). Nach viermonatiger Pause setzen die niedergelassenen Ärzte in Versmold ihre Protestaktionen gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung fort: Am kommenden Freitag, 22. September, bleiben die Praxen geschlossen. Den Notdienst hält Dr. Claudia Hamacher in ihrer Praxis an der Kämpenstraße aufrecht.

»Die Probleme haben sich seit unseren Bemühungen im Frühjahr nicht geändert. Die Politik steuert einen Kurs Richtung Staatsmedizin und hat sich mittlerweile nicht nur mit den Ärzten, sondern auch den Krankenkassen überworfen«, erklärt Dr. Eckart Happich als Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Versmold. »Damit unsere Praxen für die Patienten langfristig geöffnet bleiben können, machen wir sie am Freitag zu und protestieren öffentlich gegen die Gesundheitspolitik«, sagt der Mediziner im Gespräch mit dem VERSMOLDER ANZEIGER. »Die derzeitige Entwicklung ist auch für unsere Patienten absolut untragbar.«
Am Protesttag, der bundesweit ausgerufen wurde, ist auch eine zentrale Kundgebung in Berlin geplant. Versmolder Ärzte werden hieran aber nach derzeitigem Stand nicht teilnehmen. »Wir werden die Bürokratieaufgaben erledigen, die uns aufgebürdet werden«, sagt Happich. Die Eckpfeiler der geplanten Gesundheitsrefom seien sämtlich unausgegoren, brächten noch mehr Bürokratie und verursachten neue Kosten, womit weiteres Geld für die Versorgung der Patienten entzogen würde, kritisiert der Mediziner. »Die Politik weiß derzeit selbst nicht, was am Ende herauskommt.«
Bei den niedergelassenen Ärzten bleibe nach den Regierungsplänen offenbar die Unsicherheit bei der Leistungsabrechnung ebenso bestehen wie die Bedrohung durch Regressforderungen. Die Mediziner fordern eine Vergütung nach festen Eurobeträgen statt in budgetierten Punktsystemen und eine Übernahme von Ausfallrisiken durch die Krankenkassen.
Die in Versmold niedergelassenen Allgemeinmediziner und Fachärzte haben in diesem Jahr bereits an acht Tagen ihre Praxen komplett geschlossen oder nur Notsprechstunden abgehalten, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Alleine im März waren die Mediziner an fünf Tagen im Ausstand. Damals wurde auch eine Informationsveranstaltung auf dem Marktplatz durchgeführt. Zunehmend werde auch über die kollektive Rückgabe der Kassenzulassungen als letzter Protestschritt beraten, sagt Dr. Eckart Happich. Die Mediziner sehen die haus- und fachärztliche Vor-Ort-Versorgung massiv gefährdet.

Artikel vom 20.09.2006