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Ein Pfennig bringt Glück zurück

Physiotherapeut Jörg Liebeck steckt Paderborner Kapitän Geldstück zu

Von Matthias Reichstein (Text)
und Stefan Hörttrich (Fotos)
Paderborn (WV). »Fußballer sind alle ein wenig abergläubisch.« Diese Meinung hat Paderborns Physiotherapeut und Bayern-Fan Jörg Liebeck schon immer vertreten. Jetzt handelte er auch entsprechend, steckte René Müller einen Glückspfennig zu und der beendete dann auch die Flaute im SCP-Sturm.

Mama Dorothea Liebeck wohnt in Quakenbrück und hatte kürzlich beim Aufräumen eine ganze Box mit Pfennigen im Zimmer ihres Filius gefunden. Jörgs Jugendbude wurde mittlerweile in ein schmuckes Gästezimmer verwandelt und alles, was der Angestellte des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn für sich so gesammelt hatte, flog mehr oder weniger raus. Nur eben die Pfennige nicht. »Meine Mutter hoffte, dass die Pfennige mir eines Tages mal Glück bringen«, erzählt Liebeck, der sich ein Geldstück einsteckte und am Samstag vor dem Heimspiel gegen die Offenbacher Kickers heimlich in den Schienbeinschoner vom Kapitän steckte. »René hatte solange nicht mehr getroffen, der öffentliche Druck wurde auch immer größer. Da wollte ich mal ein bisschen nachhelfen«, erzählt der 30-Jährige, der kurz vor dem Anpfiff den Mann mit der Rückennummer 11 aber doch noch aufklärte und anfeuerte: »René, heute ist dein Tag. Du hast heute das Glück, du bist dran und machst dein Tor.«
Gesagt, getan. Es dauerte nur 14 Minuten, da traf Müller zum 1:0, beendete damit seine viermonatige Durststrecke und schoss das erste Paderborner Stürmertor dieser Saison. Der jubelnde Müller lief danach sofort seinem Physio in die Arme. »Eine nette Geste vom Jörg. Für mich ein weiterer Beleg dafür, wie gut unser Teamgeist ist«, sagte Müller gestern.
Liebeck und Müller - die beiden sind beim SC Paderborn 07 ein ganz besonderes Gespann. Bereits im Aufstiegsjahr 2005 behandelte der frühere Landesliga-Kicker die nach einer Bandscheiben-OP so lange pausierende SCP-Spitze. Damals fuhr Müller noch ins »Medicos« nach Osnabrück, Liebecks altem Arbeitgeber. Auch da leistete der Physio ganze Arbeit: Müller stand am letzten Spieltag erstmals wieder in der Start-Elf und traf beim 4:0-Sieg im »Finale« beim VfL Wolfsburg II.
Der Glückspfennig bleibt jetzt im Schienbeinschoner der Angriffsspitze. Ein Tor ist zwar ganz schön fürs Selbstvertrauen, weitere sollen aber noch folgen. Und künftig in kürzeren Abständen.

Artikel vom 19.09.2006