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15.15 Uhr: Halle ist ohne »Saft«

¥ »Zappenduster« in Büros und Geschäften - Notstromaggregate springen an
¥ Polizei fährt verstärkt Streife - Bei den TWO »glühen« die Telefondrähte

Von Stefan Küppers und André Best
Halle (WB). 15.15 Uhr: Mit einem Schlag wird es dunkel in den Büros, in den Betrieben, den Geschäften und den Wohnungen der Haller. Auch die meisten Ampeln in der Innenstadt fallen schlagartig aus. Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres gehen in der Lindenstadt die Lichter aus.

Nur die großen Ampeln an der Kreuzung B 68/Weststraße sowie B 68/Kreisstraße in Künsebeck funktionieren noch. Kein Problem ist der Blackout für wichtige Einrichtungen wie Krankenhaus und Polizeiwache. Hier springen automatisch die Notstromaggregate an. Vorsichtshalber schickt die Polizei aber mehrere Streifenwagen durch die Stadt.
Während Mitarbeiter von TWO und RWE in den etwa 30 Trafostationen nach der Ursache suchen, warten die Bürger überwiegend gelassen darauf, dass die Stromversorgung wieder anläuft. Manchem liegen auch sarkastische Bemerkungen auf der Zunge. Denn dass bei gestiegenen Strompreisen jetzt schon der zweite größere Stromausfall nach dem 25. November 2005 zu registrieren ist, lässt manchen die Stirn runzeln. Damals war Halle mehr 45 Minuten am Stück ohne »Saft«, jetzt ist es mehr als eine Stunde.
Der Blackout fördert viele Improvisationstalente zutage. In der Buchhandlung Bunselmeyer haben Christiane Walter-Vössing und Stefanie Rottmann flugs Kerzen und Taschenlampen zur Hand, betreuen Kunden fast wie gewohnt. Nebenan im Modehaus Brinkmann läuft die Kundenberatung auch im Halbdunkeln weiter. Im Marktkauf bleiben viele Kunden und Mitarbeiter wie angewurzelt stehen und warten auf den Moment »X«. Gut, dass zwei Kassen dank Notstromaggregat funktionieren, so dass der Betrieb zunächst weiterlaufen kann.
In der Kreissparkasse geht derweil kaum noch etwas. Die Geld- und Überweisungsautomaten sind schwarz. In solchen Momenten fällt auf, in wie vielen Lebensbereichen die Menschen abhängig von funktionierender Elektronik sind. Viele Bürger haben Handys am Ohr, wollen sich bei der TWO und der Polizei Infos einholen. Dort »glühen« die Telefondrähte.
Gegen 17 Uhr dann fast überall Entwarnung: Die Lichter gehen wieder an. Mehr als 100 Haushalte müssen jedoch weiter auf Strom verzichten. Bis nach Redaktionsschluss laufen die Arbeiten am Stromschaltungssystem. Die Ursache bleibt bis zum späten Abend unbekannt.
Funktionstüchtig bleiben übrigens die Schranken am Bahnübergang Alleestraße. Nach minutenlanger Wartezeit vor geschlossener Schranke eilt die Polizei herbei und erkundigt sich, ob ein Defekt vorliege. Nein. Diese langen Wartezeiten sind auch ohne Stromausfall in Halle ganz normal.

Artikel vom 20.09.2006