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Verbraucher vor kriminellen
Händlern besser schützen

NRW verdoppelt die Zahl der Lebensmittel-Kontrolleure

Von Jürgen Spies
Delbrück (WV). Eckhard Uhlenburg, NRW-Minister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Landwirt aus Werl, weiß, wo Bauern der Schuh drückt, andererseits vermag er einzuschätzen, dass sich die Forderung der Landwirtschaft, die überbordende Bürokratie abzubauen, nur bedingt und nur schrittweise realisieren lässt. Uhlenburg sprach am Montag beim »Tag der Landwirte« auf dem Katharinenmarkt.

NRW zählt in Deutschland zu den bedeutensten Agrarstandorten. »Leider wird NRW in Brüssel fast nur als Ruhrgebiet wahrgenommen«, ärgert sich Uhlenburg. Die NRW-Landesregierung sei bestrebt, deutschland- und europaweit den Stellenwert der NRW-Landwirtschaft deutlicher herauszustellen, schließlich handle es sich nicht um eine Nische, sondern um einen Wirtschaftszweig mit einem jährlichen Umsatz von etwa 25 Milliarden Euro.
Wie der Minister weiter erklärte, müssten Landwirte als Unternehmer angesehen werden - nicht als Befehlsempfänger. Die Landesregierung habe bereits Gesetze der Vorgängerregierung abgeschafft (beispielsweise den »Kuschelerlass«), baue Bürokratie wenn eben möglich ab, fördere eine vielseitige Landwirtschaft sowie neue Entwicklungen. In diesem Zusammenhang geht Uhlenburg davon aus, dass Getreide als künftiger Energieträger enorm an Bedeutung gewinnen werde - Stichwort Getreideverbrennung - weil Öl und Gas nun 'mal endlich seien. Uhlenburg führt in diesen Tagen Gespräche mit Vertretern der Kirche, die aus ethischen Überlegungen heraus einer Getreideverbrennung derzeit kritisch gegenüberstehen.
Tatsache sei, dass sich die Ernährungsprobleme in den ärmsten Regionen der Welt nicht durch Getreide aus Deutschland in den Griff zu bekommen sei. Hinzu komme, dass ohnehin nur 14 (!) Prozent der heutigen Getreideernte in Deutschland zur Brotproduktion verwendet werde.
Verschärfen wird das Uhlenburg-Ministerium den Schutz der Verbraucher. Die Landwirte produzieren unter strengen Auflagen qualitativ hervorragende Lebensmittel - aber auf dem Weg der Waren zum Verbraucher »gibt es kriminelle Energie, die wir bekämpfen müssen«, spielte Uhlenberg unter anderem auf den »Gammelfleisch«-Skandal an. NRW werde die Zahl der staatlichen Kontrolleure verdoppeln.
Dass manche Verbraucher wiederum Geiz im Zusammenhang mit dem Kauf von Lebensmitteln an den Tag legen, bewertete der Minister als »falsche Mentalität«.
Verboten gehöre nach Ansicht des Ministers der Einsatz von PFT (perfluorierte Tenside), die Flächen und Grundwasser belasten.
Intensiviert und konsequent angewendet werden müssten künftig Impfungen im Bereich der Tierhaltung, etwa zum Schutz vor Schweinepest. NRW sei zudem europaweit Vorreiter in Sachen Vogelgrippe-Impfschutz. Uhlenburg bedauerte, dass viele Betriebe der Geflügelhaltung unter dem Aufstallverbot wegen der Vogelgrippe massiv leiden mussten, »obwohl es in NRW keinen Vogelgrippefall gab«. Hans-Ulrich Schulte (Sprecher der landwirtschaftlichen Ortsvereine) sowie Annegret Pahlsmeyer (Sprecherin der Landfrauen) dankten dem Referenten für dessen Ausführungen.
Ein guter Betrag kam wieder bei der Verlosung von Präsentkörben zugunsten eines Hilfsprojektes des Landfrauenverbandes zusammen. Mit dem Geld werden Bauernfamilien in den ärmsten Gebieten Indiens unterstützt. »Eine Kuh kostet umgerechnet 200 Euro; mit nur einer Kuh kann eine Familie dort die Existenz sichern«, so Pahlsmeyer. Auch die Einnahmen aus dem Verkauf am Landfrauenstand in der Wirtschaftsschau fließt in dieses Projekt.
Gut bewirtet wurden die mehr als 1 000 Besucher im vollbesetzten Festzelt durch die kostenlos ausgegebenen Traditionsgerichte Klönekenpiäper und Pannenbrich.

Artikel vom 19.09.2006