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»Lob der Provinz« ging baden

Erfolgreiche Kabarettshow nahm wasserreich Abschied vom Publikum

Von Ulrike Florschütz
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Brechend voll, mollig warm und durchgehend komisch war es im Eggemuseum, als das 18te »Lob der Provinz« baden ging. Mit dem Thema »Wasser« verabschiedete sich die seit über vier Jahren erfolgreiche Kabarettshow aus Altenbeken.

Zum letzten Mal moderierte Jochen Malmsheimer, der stimmgewaltige, bärtige Zausel aus Bochum, die Vorstellung und hatte auch am Samstagabend die Lacher von Anfang an auf seiner Seite. Gutgelaunt sorgte das Tiffany-Ensemble für erstklassige musikalische Unterhaltung, und Uwe Rössler packte am Piano mehrfach die Badehose ein, aus der Erwin Grosche herausgewachsen war. Der mit Badekappen behütete Provinzchor sorgte für viel Lob, und Christina Seck blubberte so ausführlich in eine Wasserschüssel, dass jeder im Publikum froh war, dass sie dabei nicht ertrank.
In der Dienstleistungsecke beantwortete Schwimmmeister Veit Robelski aus Altenbeken mit Bravour die dusseligen Fragen, die nur ein Erwin Grosche so fachmännisch stellen kann. Mit nicht ganz ausgereiften Fragen beschäftigte sich auch Fatih Cevikkollu, bekannt auch als Murat aus der Fernsehserie »Alles Atze«. Ihm graut es ganz gewaltig vor dem »Einbürgerungstest für Moslems«. Dagegen ist ein gemeinsamer Feiertag wie »Allah-heiligen« schon eher seine Sache. Spontan siedelt er die Mafia in seinen Heimatort Köln um und imitiert den »Paten« mit heiserem Akzent. Vorsichtshalber versichert er - schließlich ist er als Moslem und Pate doppelt verdächtigt -, dass er weder Angst noch Terror verbreiten möchte, sondern einfach nur spielen will.
Der wahre Star des Abends aber ist die 27-jährige Martina Schwarzmann aus dem bayrischen Überacker, einem kleinen Dorf, in dem man »Homosexualität noch wegbeten« kann. Mit sprödem Charme und knochentrockenem Humor säuft sich das 184 Zentimeter große Nachwuchstalent kleine Hotelbetten schön. Für das Solo-Kabarett hat sie sich aus Gründen des Geizes entschieden, um die Gage nicht teilen zu müssen. Sie denkt darüber nach, sich in ihrer Karriere »hochzuschlafen«, stellt dann aber resigniert fest: »Wenn ich nicht so schlecht im Bett wäre, ich würde schon lange "Wetten das?" moderieren«. Bevor sie anfängt zu singen, macht sie dem Zuhörer Mut: »Das Depressive am Anfang verwächst sich im weiteren Verlauf.«
Das Publikum war restlos begeistert und sich einig: Diese Abschiedsvorstellung war »erste Sahne«. Davon kann sich auch jeder persönlich überzeugen, der am 4. November sein Radio einschaltet. Um 16.05 Uhr wird die rundum spaßige Show vom WDR 5 ausgestrahlt.

Artikel vom 19.09.2006