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Von Michael Delker

Gütersloher
Wochenschauer

Ein Ende mit Schrecken


Die Arbeit von sechs Jahren wurde am Donnerstagabend mit einem Handstreich vom Tisch gewischt. So lange beschäftigen sich das Planungsamt und die Gütersloher Politiker bereits mit der Bebauung des Konrad-Adenauer-Platzes. In sechs Jahren wurden Gestaltungswettbewerbe veranstaltet, Projektentwicklungsgesellschaften beauftragt, Pläne aufgestellt und über den Haufen geworfen, und es wurde mit potentiellen Nutzern gesprochen. Die Politiker - bis auf die Grünen - haben kalte Füße bekommen und freiwillig auf ein Investitionsvolumen von 15 Millionen Euro verzichtet. Weil das Gebäude Schritt für Schritt größer wurde und die Projektentwickler die gewünschten Frequenzbringer nicht bieten konnte. Zuletzt waren ein Wellness-, ein Medien- und ein Textilkaufhaus als Nutzer im Gespräch. Die SPD veranlassten die Vorschläge zu der süffisanten Frage, was denn ein Wellness-Kaufhaus überhaupt sein soll. Über moderne Wortkreationen mag man Witzchen machen, das Kernproblem liegt in einer gewissen Blauäugigkeit. Die Einzelhandelsketten, die allein durch ihren Namen Kundschaft anlocken, sind rar gesät. Sehnlichst erwartet wurde vor Jahren die Ansiedlung des Moderiesen »H & M« in der Stadt. Dieser Bedarf ist mittlerweile gestillt. Gleiches gilt für den Media-Markt.
Wer könnte der Frequenzbringer sein? Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Zumal die Berliner Straße am Rathaus nicht zu den 1a-Lagen in der City gehört. Unter diesen Vorzeichen hätte die Entscheidung vom vergangenen Donnerstag schon viel früher getroffen werden können. So hätte man sich im Planungsamt und in den politischen Gremien viel Zeit und Ärger sparen können. Doch besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ein viergeschossiges Geschäftshaus, das die Erwartungen nicht erfüllt, hätte für weiteren Verdruss gesorgt. Bausünden gibt es in Gütersloh bereits genug.

Artikel vom 16.09.2006