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Zerbricht der FCG
an Antwerpen?

Hiobsbotschaft für Renato Bauer

Gütersloh (dh). Da saßen die »Sünder« nun nebeneinander auf der Tribüne. Stumm verfolgten sie das Treiben auf dem Rasen, gesprochen wurde nicht. »Er musste nichts sagen«, wollte Thomas Stratos auch gar nicht hören, was ihm Marco Antwerpen nach seinem »Mecker-Platzverweis« gegen Oestrich-Iserlohn mitzuteilen hatte.

Das wird am heutigen Montag nachgeholt. In der Analyse des 0:0, mit dem der FCG immerhin die Tabellenführung in der Oberliga Westfalen verteidigte, wird auch die aus Gütersloher Sicht womöglich spielentscheidende Szene aus der 35. Minute eine Rolle spielen.
»Er hat uns da geschwächt, wo es am meisten wehtut«, brachte der Sportliche Leiter Wolfgang Grübel die »Pappnasen«-Affäre auf den Punkt. Marco Antwerpen brachte seinen Verein mit diesem verbalen Ausraster nicht nur am Freitag in die Bredouille, sondern stellt Stratos in den kommenden Wochen vor ernsthafte Probleme.
Antwerpen ist über die schmale Bank des Oberligisten nicht zu ersetzen, auf der lediglich noch Daniel Barton und Onur Güler als Alternativen für den Angriff sitzen. Drei Treffer erzielte »Ante« im bisherigen Saisonverlauf selbst und zählte stets zu den stärksten Akteuren. Zudem profitiert Christian Bienemann ungemein von seinem routinierten Angriffskollegen. Vier der fünf Bienemann-Treffer bereitete Antwerpen vor. Starke Zahlen. Dem gegenüber stehen leider die immer wiederkehrenden verbalen Entgleisungen des Gütersloher Stürmers. Bereits im zweiten Saisonspiel (0:0 in Wattenscheid) war Antwerpen mit Gelb-Rot vom Platz geflogen, nachdem er sich mit dem Schiedsrichter angelegt hatte. Stratos ahndete dieses »Foul« an der eigenen Mannschaft mit einer Geldstrafe. Wie wird der Coach diesmal reagieren?
Antwerpen polarisiert, seine neun gelben Karten in der vergangenen Spielzeit handelte er sich fast ausschließlich wegen Meckerns ein. Seine Spielweise wird der inzwischen 34-Jährige sicherlich nicht mehr verändern. Lamentieren und diskutieren - am liebsten mit den Schiedsrichtern - gehört für den Glatzkopf ab der ersten Minute einer Partie einfach dazu. Zudem will Thomas Stratos auch gar nicht verhehlen, dass er den Eindruck habe, manche Referees warten im Grunde nur darauf, den prominenten Oberliga-Akteur Antwerpen mal eins auszuwischen: »Das mag bei dem einen oder anderen durchaus so sein.«
Dennoch: Der FCG bewegt sich mit Antwerpen auf einem schmalen Grad. Für die erste Elf unverzichtbar, müssen die Dalkestädter ständig mit der Angst leben, ihren Sturmführer durch einen Platzverweis zu verlieren. Ob der Spitzenreiter an dieser Belastung zerbrechen wird? Gar nicht gut sieht es zudem bei Renato Bauer aus, dessen Verletzung sich als Innenbandriss entpuppt hat. Ob sogar das Kreuzband in Mitleidenschaft gezogen worden ist, soll eine Kernspintomografie am heutigen Montag zeigen. Sicher ist bereits: Neben Antwerpen wird dem FCG mit dem Brasilianer in den kommenden Wochen ein weiterer Stammspieler fehlen.

Artikel vom 18.09.2006