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Auch in harten Zeiten hielten sie zusammen

Rund 30 ehemalige Schüler der Volksschule Sundern II treffen sich nach 55 Jahren wieder

Gütersloh-Sundern (WB). Klaus Kosfeld, Margarete Altemeier, Rosemarie Leder und Rolf Osthushenrich organisierten für ehemalige Klassenkameraden eine Klassenfahrt und ein Klassenfest. Der Anlass: Vor genau 55 Jahren verließen sie gemeinsam die Volksschule Sundern II.

Den beiden inzwischen in der Schweiz lebenden Klassenkameraden Herbert Holtkamp und Ernst Teismann war das sogar eine Reise in ihre alte Heimat wert. Sie durchlebten mit rund 30 weiteren Ehemaligen gedanklich »die gute alte Zeit, in der einer für den anderen da war und in der Disziplin und Ordnung herrschten«.
Der Klassenlehrer der Sunderaner Schüler, Heinz Oblau, schickte auf dem Postweg aus Warendorf Grüße. Er gratulierte seinen ehemaligen Schülern, die er »noch in allerbester Erinnerung hat«, zu ihrem Zusammenhalt, den sie seit mehr als 60 Jahren pflegen.
Dabei war der Alltag damals eher trist und grau. Während des Krieges litten die Schüler fast alle unter Hunger, mangelnder Versorgung und den Bombenangriffen. 1945 mussten sie die Schule räumen, denn die Alliierten bezogen darin Quartier und richteten zeitweise auch ein Gefängnis ein. Monatelang fiel der Unterricht aus, so dass sie ein neuntes Schuljahr anhängen mussten.
»Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen.« Niemand habe den anderen verpfiffen, vielmehr habe man sich gegenseitig gedeckt, vor allem Klaus Kosfeld, der schon mal dem Unterricht fern blieb, um dem Vater im Familiengeschäft zu helfen. Einmal jedoch hatte Lehrer Oblau ihn sozusagen in flagranti erwischt: Während eines Ausflugs ins Wapelbad überholte die Klasse den Mitschüler, der mit einem mit Gemüse beladenen Ponygespann unterwegs war. Doch Lehrer Oblau berücksichtigte die Umstände und sah wohlwollend darüber hinweg.
»Haferschleim oder Erbsenbrei« hieß die im Krieg alles andere als schmackhafte Alternative während der Schulspeisung. Hoch her ging es dagegen, wenn im Heidewald bei einem Wettkampf Care-Pakete ergattert werden konnten. »Wir waren ganz erpicht auf die Ringelsöckchen, auf die Schokolade und das Kaugummi«, erinnerte sich Rosemarie Leder.
Alle, die sich am frühen Nachmittag bereits zu einer Kreisrundfahrt mit Willi Kramme vom Heimatverein getroffen hatten und sich am Abend in der Gaststätte Appelbaum viel Zeit fürs Klönen nahmen, waren sich einig, dass sie sich schon bald wieder begegnen wollen.

Artikel vom 16.09.2006