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Pausen nur, wenn der Hunger kommt

Fünf junge Künstler arbeiten beim Symposium

Von Johannes Zoller
Gütersloh (WB). Einig sind sie sich vor allem in ihrer ausdauernden Arbeitshaltung. Schon die ganze Woche sind fünf aus verschiedenen Ländern Europas stammende Teilnehmer des Symposiums »Junge Kunst in Gütersloh« am Evangelisch Stiftischen Gymnasiums täglich mindestens zehn Stunden oder länger an ihren Kreationen tätig.

»Pause machen wir nur, wenn wir hungrig sind«, bekundete der 36-jährige Maler aus Zürich, Martin Reukauf und machte sich nach einem kurzen Mittagessen sofort wieder an seinen Linolschnitten zu schaffen. Mit realistischer Genauigkeit fertigt er sowohl Drucke als auch Ölgemälde von Automobilen älterer und neuerer Bauarten der von ihm bevorzugten Marke Citroen. Auf die Frage, was er damit wolle, antwortete er schlicht: »Es gefällt mir halt«.
Der aus Litauen stammende, 26-jährige Holz- und Steinbildhauer Martynas Gaubas entschied sich aus seiner Vielseitigkeit heraus, in nicht eingespanntem Tannenholz und frei Hand einen Hasen zu schnitzen, der an einem Baum lehnt. »Play Boy» nannte er das skurril anmutende Werk. »Nice Girl« benannte der Absolvent in Kunst und Design an der Universität Siauliai eine von ihm graphisch durch Ritzung in Karton und mit schwarzer Spezialfarbe erstellte, etwas dicker beleibte weibliche Figur. In verschmitztem Englisch gab er zu verstehen, dass seine Arbeiten »humorvoll und als lustige Geschichten« einzuschätzen seien.
Die 1974 in Friesoythe geborene Julia Siegmund beschäftigte sich mit einer aus zahlreichen Radierungen in quadratischen Kleinformaten gleicher Größe entstehenden Gruppenarbeit. »Viele von ihnen werden übermalt«, erklärte sie und deutete auf rötliche, blaue und violette Farbflächen. Ein sehr eindrucksvoller Rabe sowie ein kurzer Text aus »Mädchen ohne Hände« (Gebrüder Grimm) und poetische Schriftzüge ergeben in der Komposition mit teils nebelhaft undurchsichtiger Farbgebung sowie klar erkennbaren Bildmotiven ein vielschichtiges Stimmungsgemisch zwischen Traum und Wirklichkeit. Alte Mythen und moderne Lyrik korrespondieren, als würden sie sich über abgründige Schattierungen hinweg die Hand reichen.
Die polnische Malerin aus Warschau Anna Klonowska ließ afrikanisch inspirierte Masken mit Tusche und Pastell entstehen. Sie möchte Gefühle durch ihre mit Bleistift vorgezeichneten und Pinsel übermalten Masken ausdrücken, indem sie sich auch mit den verbergenden Charakteren ihrer Masken auseinandersetzt.
Der 25-jährige Jochen Pankrath wählte bewusst einfache Motive für seine groß- und kleinformatigen Ölbilder. Sehr stimmungsvoll malte er ein schwarzes Bett mit gräulicher Matratze und einer Bettdecke in ans schäumende Meer erinnernden Blautönen mit weißen Brechungen. Eine Stimmung der Leere erzeugen seine kleinformatigen kahlen Hauswände, Garagen oder an weißen Wänden kauernde Gestalten.
Die Ausstellungen werden an diesem Sonntag um 10.30 Uhr in der Gütersloher Volksbank-Zentrale und um 11 Uhr in der Galerie Grabenheinrich eröffnet.

Artikel vom 16.09.2006