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Kleine Ausrüstung, großer Erfolg

Der Gütersloher Roland Powik (46) dreht schon seit 20 Jahren Kurzfilme

Von Christian Uthoff
Gütersloh (WB). Roland Powik ist 46 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und arbeitet als Elektroingenieur bei Miele - auf den ersten Blick eine ganz normale Gütersloher Existenz. Doch hinter der eher unscheinbaren Fassade steckt nicht nur ein liebevoller Familienvater, sondern auch ein äußerst erfolgreicher Amateurfilmer, der sich bereits seit 20 Jahren intensiv mit seinem Hobby beschäftigt. »Angefangen hat alles mit der Fotografie«, erklärt der 46-Jährige gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Was dann folgte, ist eine erstaunliche Geschichte.

Von der Fotografie wechselte Powik schnell zum Film. Mit der Beschaffung einer VHS-Kamera gab es keine Probleme, denn ein Bielefelder Geschäft verlieh regelmäßig Kameras an junge Amateurfilmer. »Die Aufnahmegeräte sind riesig gewesen«, erinnert sich der Elektroingenieur zurück. »Man trug sie auf der Schulter, es waren also richtige Schlachtschiffe«. Von seinen Ergebnissen zeigten sich Freunde und Bekannte beeindruckt, sodass sich Powik entschloss, an dem Photokina-Filmwettbewerb 2002 teilzunehmen. »Hobbyfilmer aus ganz Europa können ihre Videos einschicken, es war also kein Problem, sich für den Wettbewerb anzumelden«. Und es kam faustdick für Roland Powik: Sein Film »Verdufte« konnte sich nicht nur im Vorderfeld der Teilnehmer platzieren, er gewann gleich den ersten Preis - eine große Überraschung.
Seitdem dreht der 46-Jährige immer wieder Kurzfilme und schickt sie bei nationalen und internationalen Wettbewerben ins Rennen. Dabei versucht er, alltägliche Situationen möglichst humorvoll darzustellen. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist der Film »Viel Wirbel um Nichts«, in dem Powik das samstägliche Verhalten von Vorgartenbesitzern mit ihren Laubsaugern porträtiert. In dem Beitrag will es einer Saugerarmee nämlich nicht gelingen, den Kampf gegen das von den Bäumen gefallene Laub zu gewinnen - eine Situation, mit der sich jeder Gartenbesitzer im Herbst konfrontiert sieht. »Wahrscheinlich kommen diese Beiträge beim Publikum deshalb so gut an, weil sich jeder Betrachter in meinen Filmen wiederfinden kann«, vermutet Powik.
»Viel Wirbel um Nichts« hat der Regisseur genauso wie seine anderen Filme mit einer eigentlich kleinen Ausrüstung gedreht. Er benutzt lediglich eine Digitalkamera, ein externes Mikrofon und eine externe Lichtquelle. Geschnitten werden seine Werke ganz einfach an einem Laptop - die Zeit der Filmrollen ist längst vorbei. Trotzdem muss Powik viel Zeit in sein Hobby investieren: »Normalerweise brauche ich für einen Film mehrere Monate. Aber ich erhalte eine unglaublich starke Unterstützung durch meine Frau, die mein Freizeitvergnügen respektiert und mich meine Abende vor dem Rechner verbringen lässt. Manchmal hat sie auch selber geniale Ideen - als Grafikerin ist sie ja ebenfalls besonders kreativ«.
Ein weiterer sehenswerter Powik-Film ist die 2005 entstandene Produktion »Locke«, die den Werdegang des Miele-Mitarbeiters Rolf Stappenbeck humorvoll beschreibt. Der Streifen glänzt nicht nur durch die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers und den fernsehreifen Trickeffekten, sondern auch durch die Anwesenheit bekannter Moderatoren. So konnte Powik den aus der Sendung mit der Maus bekannten Armin Maiwald, Hobbythek-Moderator Jean Pütz und seinen Chef, Dr. Markus Miele, zu Gastauftritten überzeugen. Der Filmemacher sucht sich seine Darsteller jedoch nicht nach Bekanntheitsgrad aus: »Ich suche immer die perfekte Besetzung für eine Rolle. Ich nehme also denjenigen, der am besten in mein Konzept passt«.
Dass man keine berühmten Schauspieler für ein Filmkunstwerk braucht, zeigte Powik erst unlängst auf der Photokina 2006. Zwar läuft der Film unter dem Namen des Hauptdarstellers Jan Westerbarkei, gedreht und geschnitten wurde er aber wieder von ihm selber. Der Gütersloher wollte nur nicht aufgrund seiner vorangegangenen Erfolge schon im Vorfeld negativ bewertet werden. »Augenblick« ist an das Gedicht »Momente im Paradies« von Kurt Tucholsky angelehnt, das Powik noch aus seiner Schulzeit kennt. Der Streifen ist im Gegensatz zu seinen anderen Filmen viel melancholischer und daher auch größtenteils in schwarz-weiß gehalten. Den Soundtrack, der die Atmosphäre wunderschön untermalt, hat übrigens die Gütersloher Komponistin Olga Manko-Minskaya komponiert.
Nach einem Wettbewerbserfolg ist es bei Powik schon fast eine Tradition, eine große Party zu Ehren der Darsteller und aller Mitwirkenden zu geben. »Spaß muss immer dabei sein«, stellt der 46-Jährige klipp und klar fest.

Artikel vom 16.09.2006