16.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Chemie ist mein Leben«

Katharina Brinkert überzeugt beim Bundes-Umwelt-Wettbewerb

Marienfeld (jaf). Wenn Katharina Brinkert im Labor ist, dann ist die Welt für sie in Ordnung. »Das Labor ist mein zweites Zuhause. Und Chemie ist mein Leben«, sagt die Marienfelderin (19). Und ihre Augen leuchten, wenn sie davon spricht. In der siebten Klasse hatte sie mit dem Fach noch nichts am Hut. Unter den ersten Chemietests stand die Note vier. Das änderte sich aber schlagartig. Chemie wurde ihr Lieblingsfach und ihre Leidenschaft. Sie meisterte sämtliche Wettbewerbe. Die bisherige Krönung: Am Freitag, 22. September, wird ihr in Leipzig ein Haupt- oder Sonderpreis des Bundes-Umwelt-Wettbewerbs überreicht.

»Welcher Preis das ist, weiß ich noch nicht. Insgesamt werden Preise im Wert von 25 000 Euro vergeben«, freut sich Katharina auf die Überraschung in Leipzig. Für die 19-Jährige zählt das Geld jedoch nicht. »Ich möchte einfach meine Arbeit präsentieren und publik machen«, geht die Marienfelderin, die in diesem Jahr ihr Abitur am Harsewinkeler Gymnasium »baute«, auf ihr Thema ein, mit dem sie sich schon bei »Jugend forscht« beworben hat und dort den dritten Platz beim Regionalwettbewerb in Herford belegte: »Wenn dem Huhn ein Licht aufgeht - oder eine Idee der Energiegewinnung aus dem Hühnerei«. Etwas enttäuscht war sie in Herford über den dritten Platz (»Zwischen den Zeilen sagte man mir, dass meine Arbeit dafür schon zu überqualifiziert sei«). Um so erfreuter ist Katharina, dass sie mit ihren zweijährigen Forschungen die hochkarätige Jury des Bundes-Umwelt-Wettbewerbs überzeugen konnte.
Die fanden die Sache mit dem Huhn hochinteressant und luden Katharina Brinkert im Juni nach Kiel ein, wo sie ihre Arbeit noch einmal genauer vorstellten konnte und sich den Fragen der Juroren, darunter bekannte Chemieprofessoren, stellen musste. »Der Jury geht es um nachhaltiges Handeln und eine Praxisorientierung«, weiß die Marienfelderin mit dem Faible für das Fach Chemie. Viel Energie hat sie in die Forschung zu einem hochkomplizierten Thema gesteckt, das sich so einfach anhört.
Auf einfache Art und Weise beschreibt Katharina ihr Thema für Nicht-Chemiker: »Die Grundidee ist, eine alternative Solarzelle zu entwickeln - basierend auf einem Molekül, das die Schritte der Photosynthese simuliert. Die drei entsprechenden Farbstoffe sind unheimlich teuer: ein Milligramm davon kostet bis zu 300 Euro. Aus diesem Grund versuche ich, Farbstoffe zu isolieren - unter anderem aus der Eierschale«, bringt die Abiturientin für Laien auf den Punkt, worein sie ihr ganzes Herzblut steckt.
Allerdings steht sie bislang noch allein auf weiter Flur. »Der Anfang ist gemacht, aber ganz viele Versuche fehlen noch. Sicher, ich mache in Eigenregie weiter. Aber die Solarzelle alleine zu entwickeln, das ist nicht möglich, zumal ich auch nicht mehr den Laborplatz im Gymnasium nutzen kann«, erklärt Katharina, die nach ihren drei Semestern »Studieren ab 16« während der Schulzeit im Oktober an der Bielefelder Universität die beiden Fächer Chemie und Biophysik studieren wird. »Es sieht danach aus, dass ich dort einen Laborplatz bekomme«, strahlt Katharina, die für ihr gesamtes Studium ein Stipendium der Stiftung Deutscher Wirtschaft bekommen wird (»Die Studiengebühren sind dadurch abgedeckt«).
So weit, so gut. Den Laborplatz hat sie so gut wie sicher, dafür aber keine Sponsoren, die ihr bei den Solarzellen-Forschungen unter die Arme greifen könnten. »Sicherlich habe ich bereits viele Kontakte über Praktika, Wettbewerbe und Vorträge knüpfen können. Aber ich bin immer noch auf der Suche nach einer Firma, die in der Solarforschung tätig ist und mich unterstützen möchte«, hofft Katharina auf Hilfe.
Hilfe, ja die hat sie von ihren Eltern und ihrer ehemaligen Chemielehrerin Iris Sayk immer bekommen. »Auch wenn meine Eltern mit Chemie am Hut haben, unterstützen sie mich«, lacht Katharina, die am 22. September von Papa Heinz nach Leipzig begleitet wird. Denn auch er weiß: »Chemie ist ihr Leben«.

Artikel vom 16.09.2006