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»Sozialpolitik ist eine Gemeinschaftsaufgabe«

Das Problem auch in Paderborn thematisieren


Paderborn (hh). Den Paderbornern geht's gut - ganz allgemein betrachtet. »Tatsächlich ist die soziale Aufspaltung noch nicht so extrem und augenfällig«, räumt der Paderborner Sozialwissenschaftler Prof. Arno Klönne ein. Um gleichwohl zu warnen: »Aber auch hier vor Ort dürfen wir das Thema nicht verdrängen und müssen uns rechtzeitig Gedanken machen«.
Klönne war Hauptredner einer zweitägigen Informationskampagne in der Westernstraße. Unter dem Motto »Genug ist genug!« lenkte das Soziale Bündnis Paderborn, ein Zusammenschluss von DIP, DGB, Arbeitslosenzentrum und Linkem Forum, den Blick auf sozialpolitische Themen.
Sicherlich sei die soziale Polarisierung in den neuen Bundesländern oder dem nördlichen Ruhrgebiet deutlicher ausgeprägt als im ländlich strukturierten Paderborn, sagte Klönne. Hier werde Vieles durch karitative Einrichtungen aufgefangen, und auch die noch weitgehend intakte Familienstruktur wirke stützend. Doch Tendenzen sozialer Verarmung seien auch in Paderborn erkennbar. Klönne: »Am Arbeitsmarkt gibt es keine wirkliche Erholung, Kleinbeschäftigungsverhältnisse nehmen wohl zu, können aber auf Dauer die Existenz nicht sichern«.
Deshalb dürfe man die Probleme nicht länger totschweigen, sondern müsse sie bis hinunter ins Vereinsleben thematisieren. Die Stadt müsse ihren sozialpolitischen Spielraum besser nutzen und genossenschaftliche Selbsthilfe fördern. Kommunalpolitiker sollten sich von der üblichen parteipolitischen Denkweise trennen und Fronten überwinden. »Sozialpolitik ist beispielsweise eine gemeinsame Aufgabe von Gewerkschaften und Mittelstandsvereinigung«, mahnte Klönne.
Das Interesse der Bürger hielt sich in Grenzen. Ein paar Schritte weiter spielte der Musikverein Dörenhagen von deutlich größerem Publikum. Und ein eilig Vorbeigehender murmelte halblaut etwas von »sozialer Hängematte«.

Artikel vom 18.09.2006