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Von Michael Robrecht

Höxteraner
Aspekte

Fusion war richtig


Die Fusion war richtig und hat Erfolg. Die Hospitalvereinigung Weser-Egge mit ihren 900 Betten in den Krankenhäusern Höxter, Brakel, Bad Driburg und Steinheim sowie den 400 Plätzen in den Altenheimen Höxter, Steinheim, Brakel, Bökendorf und Beverungen zieht ein Jahr nach dem Zusammenschluss am 1. Oktober 2005 eine erste positive Bilanz. »Gemeinsam sind wir noch stärker« lautet das Motto. Was das übersetzt heißt, kann der Bürger an den geplanten Bauvorhaben für mehr als 45 Millionen in den kommenden zehn Jahren ablesen. So etwas plant nur, wer das auch allein schultern und bezahlen kann. Ziel ist es, die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu bestehen.
Bald 100 Millionen Euro Jahresumsatz und 1900 Mitarbeiter in neun Heimen und Hospitälern sind »eine Hausnummer«. In solch einer Stärke ist man plötzlich auf dem bundesweiten Medizinermarkt für ganz andere ärztliche Kapazitäten eine Adresse, bemerkte die Krankenhäuserleitung bei Ausschreibungen. Nicht ohne Grund nimmt die Professorendichte in Höxter zu.
Der eingeschlagene Weg der Spezialisierung bietet den Häusern der Holding im Kreis Höxter eine Zukunft. Medizinische Spitzenleistungen werden angeboten und vor Ort auf Jahre sichergestellt: Orthopädie und Rheumathologie in Brakel, Psychiatrie und Gastroenterologie in Bad Driburg, Brustzentrum, Pränatales Zentrum, Neurologie und bald die Radiologische Praxis Traupe in Höxter sowie Pulmologie in Steinheim. Patienten können immer häufiger wohnortnah behandelt werden, brauchen 80 Kilometer und mehr Anreise nach Göttingen oder Hannover nicht mehr ertragen.
Das Brustzentrum Höxter/Paderborn ist erst der Beginn einer neuen Entwicklung auch in anderen Disziplinen: Darmzentrum oder Prostatazentrum können neue Einrichtungen heißen. Ohne altgedienten Ärztegenerationen zu nahe zu treten, kann man sagen, dass dem Patienten heute eine deutlich verbesserte Leistung im Kreis angeboten wird als noch vor wenigen Jahren.
Ganz ungetrübt kann die Bilanzlaune der Holding aber nicht sein. Mehrkosten durch die Mehrwert-steuererhöhung, die galoppierenden Energiepreise, die Ein-Prozent-Budgetkürzung (700 000 Euro), steigende Arzttarife, die Umwandlung von Bereitschaftszeiten in Arbeitszeit und veränderte Abrechnungen von OP's sind Unwägbarkeiten, die nicht nur einer Bilanz weh tun, sondern auch dazu führen, dass Investitionen verschoben werden. Dass die Hospitalvereinigung so stark im Kreis Flagge zeigt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Kommunen könnten es nicht.

Artikel vom 16.09.2006