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Nur kein Feuer unter
dem Lübbecker Dach

TuS N-Lübbecke gegen Wetzlar zum Siegen verdammt

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbecke (WB) . Seit drei Wochen läuft die Saison 2006/2007 in der Handball-Bundesliga. Mitten drin der TuS N-Lübbecke - der sich freilich zurzeit überhaupt nicht richtig wohl fühlt und ein wenig Angst haben muss, demnächst einfach »nur noch dabei« zu sein. Kein Wunder. Denn nach vier Niederlagen in Folge zieren die Mühlenkreisler zwar nicht das Tabellenende - mit 0:8-Punkten sind sie allerdings davon auch nicht gerade weit entfernt.

Trainer Jens Pfänder und seine Schützlinge, die offensichtlich noch nicht richtig zusammenpassen, müssen blitzschnell auf die Bremse treten, um eine noch weitere Talfahrt zu vermeiden.
Die beste Gelegenheit, um die Reißleine zu ziehen, ist am heutigen Samstagabend. Denn in der Kreissporthalle in Lübbecke stellt sich um 19.15 Uhr ebenfalls eine Mannschaft vor, die überhaupt noch nicht in Tritt ist, und die ebenfalls noch keinen einzigen Punkt auf die Habenseite bringen konnte: die HSG Wetzlar. Wobei die Hessen als Tabellenvorletzter sogar schon - genau wie Kreisrivale und Liga-Schlusslicht GWD Minden - bereits 0:10 Zähler auf dem Konto stehen haben. In der vergangenen Saison wäre ein solcher Gegner in Lübbecke als absoluter Underdog aufgelaufen. Heute siedeln ihn sowohl Trainer Pfänder als auch Manager Sigi Roch als ein Kontrahent an, der in Augenhöhe liegt, den es zu schlagen nicht nur gilt, sondern den man unbedingt schlagen muss.
Jens Pfänder wollte zwar während der Woche nicht gerade von einem Schicksalsspiel sprechen (nach nur vier von insgesamt 34 Liga-Begegnungen!), stellte gleichwohl aber fest: »Das ist ein sehr, sehr wichtiges Spiel für uns!« Wobei die Betonung auf »sehr, sehr« gelegen hatte. Und Pfänder ergänzt: »Die Partie ist gut mit einem Endspiel zu vergleichen. Eine Niederlage hätte zwar keine unmittelbare Konsequenzen, doch das Ergebnis in dieser Partie ist für uns schon Richtung weisend für den Verlauf der weiteren Saison.« Wobei der Coach hundertprozentig davon überzeugt ist, dass diese Erkenntnis auch bei der Mannschaft vorhanden ist: »Die Jungs haben während der Woche intensiv und konzentriert gearbeitet. Man merkt doch, dass es nicht ein Spiel wie jedes andere ist. Das äußere Anzeichen dafür ist die doch sehr hohe Aggressivität, mit der die Deckungsreihen beim Training zu Werke gingen.«
Eine Tatsache, die der Coach ja auch schon im Spiel in Großwallstadt erfreut feststellen durfte. Eine Tatsache, auf die er auch gegen Wetzlar baut: »Mit der nötigen Aggressivität müssen wir Wetzlars Angriff unter Druck setzen, ihn zu Fehlern verleiten und dann selbst die einfachen Tore erzielen.«
In diesem Zusammenhang hofft er natürlich darauf, dass besonders sein Linksaußen Dragan Sudzum nach leichter Grippe wieder genesen ist, auf der linken Seite seine Konter laufen kann. Der Mann im Tor, Thorsten »Fichte« Friedrich, ist jedenfalls ebenfalls wieder fit, soll den Außen nach gehaltenen Bällen mit schnellen Pässen bedienen.
Die Stärken beim Gegner, bei denen übrigens mit Ghenadji Khalepo ja ein alter und guter Bekannter als Assistenz-Trainer fungiert (er ist heute aber mit der HSG-reserve im Einsatz), sind schnell aufgezählt. Für den weiterhin verletzten Nabosja Golic hat der junge Timo Salzer die Aufgaben als Regisseur übernommen. Pfänder: »Der junge Mann hat sich erstaunlich gut in diese Rolle hinein gefunden, besticht besonders durch seine Dynamik.« Salzer zur Seite stehen mit dem Zweimetermann Vlatko Mitkov im rechten Rückraum, dem Pfänder ein ganz schönes Pfund im Ärmel zugesteht sowie Marcus Hock auf der anderen Seite zwei ansprechende Scharfschützen, denen sich, sollte er wieder fit sein, auch noch Lars Kaufmann hinzugesellt. Pfänder: »Ist Kaufmann dabei, müssen wir das so hinnehmen. In der Abwehr wirdÕs jedenfalls keinen geben, der dann mit Sonderaufgaben betraut wird. Das muss die Abwehr in ihrer Gesamtheit lösen.«
Ein wenig Sorge bereitet sowohl dem Trainer als auch dem Manager das zurzeit noch geringe Interesse der Fans. Roch zog bei der Presse-Konferenz schon eine ziemlich saure Miene, als er auf den Kartenvorverkauf angesprochen wurde: »Das lief bisher nicht gerade berauschend. Noch schlechter als in den vergangenen Jahren, wo Wetzlar sowieso nicht der Knaller war, sondern das zweitschlechteste Ticket-Verkaufs-Ergebnis erzielte.«
Doch selbst wennÕs nur wenige wären, die heute Abend in die Kreissporthalle kommen, will Jens Pfänder mit seinem Team alles dafür tun, dass der Funke von Mannschaft zur Tribüne schnell überspringt und er die Fans als achten Mann im Rücken hat. Gebrauchen kann es der TuS in der Begegnung, in der es mit Sicherheit keinen Schönheitspreis zu gewinnen gibt, wohl allemal.

Artikel vom 16.09.2006