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Das Wort zum Sonntag

Von Lothar Krause, Freikirchliche Gemeinde


»Kerngesund sein« - Diesen Ausspruch haben Sie vielleicht auch schon gehört oder selbst gebraucht: »Diejenige oder derjenige sieht aber kerngesund aus.« Doch was ist mit Gesundheit gemeint?
Die WHO (Weltgesundheitsbehörde) hat es 1946 folgendermaßen definiert: »Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen«.
Der Mensch ist also dann gesund, wenn er sich selbst, wenn er sich in seiner Mitwelt, mit anderen Menschen geistig und sozial rundum wohlfühlt. Dann ist er vollkommen oder, anders formuliert, auch kerngesund.
Zur Gesunderhaltung, zum Kerngesundsein und Pudelwohlfühlen gibt es eine Vielzahl an Fitnessangeboten, angefangen mit gesunder Ernährung über Wellness und Massagen bis hin zu Gesundheitswochen und -seminaren. Sie wollen zu einem langen und gesunden Leben verhelfen, uns nach »körperlichen, geistigen und sozialen« Gesichtspunkten gesund und fit halten und in einen »Zustand vollkommenen Wohlbefindens« und kerngesunden Lebens versetzen.
In der nächsten Woche begleitet viele Christen ein Wochenspruch der Herrenhuter Losungen. Er steht im Gebetbuch des Alten Testamentes der Psalmen und lautet: »Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen . . .« (Psalm 102, 1-3).
Hier betet ein Mensch zu Gott, seinem Herrn. Dabei horcht und schaut er in sich hinein, fordert sich, seine Seele und sein tiefstes Inneres auf, Gott zu loben und nicht zu vergessen, was dieser ihm alles Gutes zukommen ließ, und dann zählt er auf: »Der dir alle deine Sünde vergibt«. Wer spricht heute noch über Sünde und Vergebung in seinem Leben? Na klar, Verkehrssünder sind wir alle irgendwann einmal. In die Verkehrssünderkartei möchte man möglichst nicht eingetragen werden. Aber von Sünde, die unser innerstes Leben und Sein zerstört, beispielhaft erkennbar an der Übertretung der zehn Gebote, reden wir nicht mehr. Wen interessiert das schon noch, wo doch alles erlaubt und machbar ist. Sodann setzt der Psalmbeter in seinem Gebet fort: »und heilt alle deine Gebrechen«. Da sind Krankheiten, Lebenseinbrüche, Ängste, Versagen . . , alles Störfaktoren für ein gesundes Wohlbefinden. Genau das, was den Körper und die Seele, die innerste Existenz des Menschen belastet und zerreißt, das heilt Gott. Dabei ist Heilung mehr als nur körperlich gesund sein. Im biblischen Sinn heilt Gott den ganzen Menschen, wobei es durchaus sein kann, dass ein Mensch körperlich nicht unbedingt gesund sein muss.
Der Psalmbeter hat etwas begriffen, was uns heute vielleicht verloren gegangen ist. Er wendet sich an seinen Gott, bei dem er innere Heilung erfahren hat. Diese Erfahrung der Gegenwart Gottes lässt ihn sogar dunkle Stunden seines Lebens im Rückblick betrachtet als göttliche Segensspuren feststellen. Hier ist sein Menschsein im tiefsten seines Daseins kerngesund geworden: »Der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen«. So kann er überschwänglich beten: Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Ein solches im Kern gesund werden und sein wünsche ich Ihnen und mir.

Artikel vom 16.09.2006