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Axel Schulz ist »heiß« auf Halle

Der 37-Jährige über die Geburt seiner Tochter, »Rocky«-Filme und Fallobst-Gegner

Halle/Cape Coral (WB). Hochzeit mit Frau Patricia im März, Geburt von Töchterchen Paulina im August - und als mögliche Krönung des Jahres das große Comeback am 25. November im Gerry Weber Stadion: Schwergewichtsboxer Axel Schulz (37) ist »heiß« auf Halle. Das WESTFALEN-BLATT erreichte den 37-Jährigen gestern telefonisch in Cape Coral (Florida). Mit Axel Schulz sprach WESTFALEN-BLATT-Redakteur André Best.

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihrer Tochter. Was macht die Kleine?Axel Schulz: Ihr geht es gut. Sie unterstützt mein Comeback nach Kräften. Sie schläft fast den ganzen Tag. Meine Frau nimmt mir alles ab.

Wie läuft das Training? Wie fit sind Sie?Axel Schulz: Ich habe eine sehr lange und intensive Vorbereitung gemacht. Das ist ungewöhnlich. Ich habe mir aber sehr große Ziele gesteckt und möchte einen unter den ersten 100 der Weltrangliste boxen. Das ist ein Hammer. Deshalb muss ich mich ranhalten. Ich bin schon jetzt besser als früher. Weil ich gereift bin und einen guten Trainer habe. Die zehn Kilometer laufe ich in 45 Minuten, da liege ich etwa bei 80 Prozent meines Leistungsziels. Beim Bankdrücken stemme ich 150 Kilo. Aber mein Hauptaugenmerk liegt auf dem Boxerischen.

Sagen Sie uns etwas zu Ihrem neuen Boxstil?
Axel Schulz: Ich werde nicht so boxen wie früher. Damals habe ich die ersten Runden verschlafen, war ein Spätstarter. Das wird es nicht mehr geben. Ich will weg von den schnellen weichen Händen und hin zu den harten frühen Wirkungstreffern. Ich bin nach Amerika gegangen, um viele Sachen zu verändern.

Warum steigen Sie noch mal in den Ring?
Axel Schulz: Ich möchte es gemacht haben, um später nicht zu sagen, hättest du das mal gemacht. Viele haben mir gesagt, dass ich viel zu früh aufgehört habe. Mit 31 Jahren hört ein Boxer nicht auf, erst recht nicht in der Schwergewichtsklasse. Aber damals war ich satt, hatte kein Bock mehr auf Boxen. Die Pause tat mir gut, ich bin heiß auf Halle. Ich mache es nur für mich, will es nur mir selbst beweisen.

Was wollen Sie jetzt richtig machen, was in der Vergangenheit vielleicht falsch gelaufen ist?
Axel Schulz: Richtig war, dass ich mein komplettes Umfeld geändert habe. Alle stehen hinter mir. Früher habe ich das gemacht, was mein Trainer von mir wollte. Und jetzt bestimme ich selbst. Heute sage ich zu meinem Coach: Können wir noch eine Einheit mehr machen? Früher habe ich gesagt: Müssen wir heute überhaupt eine Einheit machen? Heute trainiere ich drei Mal am Tag.

Sie wollen nicht gegen Fallobst boxen, sondern gegen einen Gegner unter den Top 100 der unabhängigen Weltrangliste. Einige Experten raten davon ab.
Axel Schulz: Alle Experten raten davon ab. Ich sage ein Beispiel: Evander Holyfield hat kürzlich die 316 geboxt und den Gegner in der zweiten Runde weggekloppt. Aber mir bringt es nichts, fast ein Jahr Vorbereitung zu machen und dann gegen die Nummer 500 zu boxen. Dann klopp' ich den auch weg, obwohl ich früher kaum jemand weggehauen habe. Aber wenn ich jemand unter den ersten 100 boxe, muss ich mir den Arsch im Training aufreißen. Am Ende zählt nur der Sieg. Wenn ich nach Punkten gewinne, bin ich überglücklich. Ich weiß, dass bei mir sehr viel auf dem Spiel steht.

Sie haben »Rocky-Filme« mit nach Amerika genommen?
Axel Schulz: Ja, das ist richtig. Die sind einfach schön und super gemacht. Sicherlich kriegen die da ein bisschen zu viel ab in den Kämpfen. So viel möchte ich nicht kriegen, aber wenn ich am Ende gewinne, ist mir das auch egal.

Wenn Sie einen Kampf noch einmal kämpfen könnten, welcher wäre das?
Axel Schulz: Den Kampf meiner Mutter gegen den Krebs hätte ich anders begleitet. Ich wollte sie näher an mich nach Frankfurt/Oder heranholen, doch sie lehnte ab. Sie ist an meinem Geburtstag gestorben. Am Abend vorher waren einige Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter. Ich habe sie nicht abgehört, weil ich dachte, es sind Glückwünsche. Einer war aus dem Krankenhaus: »Herr Schulz, wenn Sie Ihre Mutter noch mal sehen wollen, müssten Sie jetzt losfahren.« Am nächsten Tag war es zu spät.

Artikel vom 15.09.2006