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Hoffnung auf Erlösung

Dvoráks Oratorium »Stabat Mater« im Hohen Dom


Von Andrea Auffenberg
Paderborn (WV). Antonin Dvoráks geistliche Kantate »Stabat Mater« ist alles andere als leichte Kost. Das Oratorium stellt sehr hohe Anforderungen an Chor, Solisten und Orchester. Jetzt wagte sich Domkapellmeister Theodor Holthoff im Hohen Dom zusammen mit der Domkantorei, unterstützt durch die jungen Männerstimmen des Domchores unter der musikalischen Begleitung der Philharmonie Kaiserpfalz an das gewichtige Kirchenmusikwerk, welches der Komponist als 35-jähriger 1876 im Todesjahr eines seiner Kinder skizzierte.
Die musikalische Sprache ist eindringlich und erschütternd, zeugt aber dennoch von Hoffnung auf Erlösung, wobei die D-Dur Tonart solides Fundament für die Leidensgebärden Marias bildet. Der erste von zehn Teilen beginnt mit »Stabat Mater dolorosa« und verdeutlicht die Schmerzen der Gottesmutter über den verlorenen Sohn in musikalisch eindringlicher Weise.
Der Chor präsentierte sich unter Holthoffs kontrollierter Leitung extrem homogen und sicher, phrasierte klar und war auch im dritten, fünften und siebten »Coro« in der Lage, Crescendi und Decrescendi vorteilhaft auszufeilen. Auch das Solistenquartett konnte sich sehen lassen. Sopranistin Ingrid Schmithüsen gefiel durch großes Stimmvolumen, klare Artikulation und warmes Vibrato. Ebenbürdig ihr zur Seite stand Klaus Mertens (Baß), der seinen Partien, vor allem im »Basso solo e coro« energischen Glanz verlieh. Bogna Bartosz belebte ihre Einsätze mit dunkler Alt-Stimme und auch Tenor Thomas Dewald sang klar verständlich und mit elegantem Vibrato, konnte sich jedoch mit seiner eher dünn wirkenden Stimme nicht so recht durchsetzen.
Die Musikerinnen und Musiker der Philharmonie Kaiserpfalz schließlich bildeten eine ausgewogen und empfindsam musizierende, fein strukturierte Einheit, die sich vorteilhaft dem Chor sowie den Solisten anpasste. Für eine eindrucksvolle Gesamtleistung bekamen alle Beteiligten nach eineinhalb Stunden minutenlangen Applaus.

Artikel vom 18.09.2006