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Manche kommen mit
Tränen in den Augen

Ein Jahr Speisenkammer der Caritas in Büren

Von Marion Neesen (Text und Foto)
Büren (WV). »Manche hatten Tränen in den Augen, als sie das erste Mal zu uns kamen«, sagt Christel Hillebrand und hat selbst ein beklemmendes Gefühl, wenn sie sich an die Anfänge der Speisenkammer der Caritas in Büren erinnert, deren Leiterin sie ist. Gestern blickten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ein Jahr Arbeit für bedürftige Menschen in Büren zurück.

»Natürlich ist die Hemmschwelle anfangs sehr hoch«, weiß auch Helferin Anne Happe, »es ist nicht einfach, sich hier in der Reihe anzustellen und auch von anderen gesehen zu werden.« Doch offensichtlich ist die Not in vielen Bürener Familien groß, die Notwendigkeit, sich Lebensmittel in der Speisenkammer in der Briloner Straße gegen einen geringen Pauschalbetrag holen zu müssen, deutlich vorhanden. Rund 200 Berechtigungscheine wurden im vergangenen Jahr ausgestellt, etwa 120 Personen kommen regelmäßig. »Daran hängt oft eine ganze Familie mit bis zu 14 Personen«, so Christel Hillebrand.
Diesen Menschen zu helfen, ist den Mitarbeitern zum Bedürfnis geworden. Mit 35 Helfern gestartet, arbeiten heute 44 Ehrenamtliche mit. Während der Woche werden die Supermärkte der Umgebung abgeklappert, um dort um Lebensmittelspenden zu bitten, die dann jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr an die Bedürftigen verteilt werden. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen und somit zum sofortigen Verzehr bestimmt sind.
»Für einige Geschäfte ist es schon selbstverständlich geworden, uns Spenden zur Verfügung zu stellen. Mit Brot können wir immer alle versorgen«, so Christel Hillebrand. Anfangs habe man gar nicht gewusst, ob Büren ein solches Angebot überhaupt brauche, so Christian Bambeck, Geschäftsführer des Caritasverbandes im Dekanat Büren. »Jetzt ist die Speisenkammer aus Büren gar nicht mehr weg zu denken«, so Bambeck. Sie habe Spuren hinterlassen, nicht nur bei den Bedürftigen, sondern auch den Helfern selbst. Die Speisenkammer sei eine gute Einrichtung für Büren, weil sie zeige, dass die Stadt, sich auch um ihre Armen kümmere. Die Stadt Büren unterstützt die Speisenkammer mit bis zu 4000 Euro im Jahr für die Miete, die Caritas stellt Fahrzeuge zur Verfügung. Auch aus den Pfarrgemeinden, den Kindergärten und Schulen erfahren die Mitarbeiter Unterstützung. Und alle wollen weiterhin mit vollem Engagement bei der Sache sein, damit Bedürftige auch in Zukunft ihre Familien ernähren können - und auch, um manchmal die ein oder andere Träne zu trocknen.

Artikel vom 15.09.2006