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Geht Ruhnert FCG auf den Wecker?

Ex-Trainer besitzt noch viele Kontakte: »Schwere Zeit hat zusammengeschweißt«

Gütersloh (dh). Der 12. Mai 2002. Oliver Ruhnert verabschiedet sich mit einem 2:2 gegen die Schalker Amateure aus dem Gütersloher Heidewald. Die Mission Klassenerhalt ist nach einer schweren Finanzkrise beim FC Gütersloh 2000 im Winter zuvor erfüllt. Am heutigen Freitag (19.30 Uhr) kehrt der mittlerweile 34-Jährige an die Dalke zurück. Diesmal mit Aufsteiger SF Oestrich-Iserlohn.

»Ich kann mich gut an die Schalke-Partie erinnern - und auch an die anschließende lange Nacht im Brauhaus«, schmunzelt Ruhnert, der immer noch zahlreiche Kontakte zu seinen damaligen Mitstreitern pflegt: »Vor allem die Kommunikation zur Vorstandsebene war vorbildlich. Ich glaube, die schwierige Situation in der Saison 2001/2002 - und das ist noch freundlich ausgedrückt - hat alle sehr zusammengeschweißt.«
Geradezu beschaulich ist es hingegen in Oestrich-Iserlohn. Eishockey ist die bestimmende Sportart, die Iserlohn Roosters sind in der DEL vorne mit dabei. »Nicht zu vergleichen mit der Fußball-Stadt Gütersloh«, bekennt Oliver Ruhnert, der mit seinem Team nur aufgrund der verweigerten Lizenz für Verbandsliga-Meister DSC Wanne-Eickel den Aufstieg in die Oberliga schaffte.
Dort stehen die Sportfreunde nun nach fünf Partien mit acht Punkten mehr als ordentlich da. »Ich denke, dass ist mehr als eine kleine Überraschung. Wir haben den kleinsten Etat der Liga und nur drei Spieler, die zuvor schon mal in der Oberliga aktiv waren«, beschreibt Ruhnert die eingeschränkten Möglichkeiten am Rande des Sauerlands: »Wir haben keinen Bienemann, keinen Antwerpen und keinen Flock. Daher können wir auch ganz gelöst an die Aufgabe in Gütersloh heran gehen. Eine Niederlage würden alle ohne Probleme verkraften.«
Dennoch hofft der SF-Coach natürlich auf die Sensation beim »hoch motivierten Spitzenreiter«, für die sein Team jedoch »über die eigenen Grenzen hinausgehen« müsste. Mit Kampfkraft und Disziplin will der Aufsteiger dem FCG die erste Saisonniederlage beibringen. Disziplin? Warum bekam Oliver Ruhnert beim Abschiedsabend im Brauhaus eigentlich einen Wecker geschenkt? »Dass war ganz schön gemein«, erinnert sich der Gütersloher Ex-Trainer: »Es war eine Anspielung darauf, dass ich zu oft verspätet zum Training kam.« Der Grund dafür war allerdings ein ganz einfacher. Oliver Ruhnert betreute damals parallel zur Seniorenmannschaft auch noch die A-Junioren des FCG und führte das Team sogar in die Westfalenliga. Der Mann hat also seine Qualitäten.
Davon ist auch Thomas Stratos überzeugt, der erwartet, dass sich die Gäste zunächst einmal hinten reinstellen werden. »Wir müssen den Gegner dazu bringen, dass er irgendwann nicht mehr kann und Fehler begeht«, so der FCG-Coach, der dies mit »Einsatz, Bewegung und gutem Zweikampfverhalten« erreichen möchte: »Wenn wir das nicht schaffen, dann bekommen wir Probleme.« Probleme, auf die Oliver Ruhnert nur wartet, der keck bekundet: »Wir haben den FCG erst gar nicht analysiert sondern konzentrieren uns auf unsere eigenen Fähigkeiten.«

Artikel vom 15.09.2006