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Neues Leben am anderen Ende der Welt

Die große Liebe gefunden: Steinhagenerin Elisabeth Walter wandert nach Australien aus

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Der Traum von einem neuen Leben am anderen Ende der Welt: Für Elisabeth Walter wird er wahr. Am 15. Oktober verlässt die Steinhagenerin Deutschland, vielleicht für immer, und geht nach Australien - zu Ken, dem Mann ihrer Träume.

Die Sachen sind gepackt - »Everything is ready to go«, sagt Elisabeth Walter in ihrer neuen Sprache selbst. Die 80 Quadratmeter große Steinhagener Wohnung hat sich reduziert auf einen Tisch und vier Stühle - Erbstücke von der Oma -, einen Schaukelstuhl, zwei bis drei Designerlampen und acht Kisten. Alles andere ist weggegeben. Alles andere passt aber auch kaum noch in das neue Leben der 40-Jährigen. Denn mit ihrem Ken wird die Steinhagenerin das Leben fortsetzen, das sie jetzt schon ein Jahr lang auf dem fünften Kontinent genossen hat und quer durch »Down Under« unterwegs sein. Ein mutiger Schritt, den Elisabeth Walter unternimmt, der aber auch zu ihr passt - zu ihr, die weniger auf Sicherheit und Absicherung setzt, die die Unabhängigkeit betont und sagt: »Ich lebe jetzt, in diesem Augenblick. Wer weiß, was später ist.« Und so ist ihr zukünftiger Mann auch gestrickt.
Dass sie etwas verändern wollte, dass noch etwas Großes anliegt, wie sie sagt, das war der gebürtigen Dänin klar, als sie vor zwei Jahren ihren Arbeitgeber um ein Sabbatjahr bat. Seit 16 Jahren lebt sie in Deutschland, arbeitete in Bielefeld als Sozial- und Milieupädagogin mit psychisch Kranken. Elisabeth Walter ging nach Australien, wollte im Laufe eines Jahres von Perth im Südwesten aus im Uhrzeigersinn und immer der Küstenlinie nach den Kontinent umrunden. Weiter als bis Walpole kam sie nicht - dort traf sie in einer Jugendherberge »diesen wundervollen Menschen«: Ken Davidson, 41 Jahre alt, unterwegs als Elektriker zur Überprüfung der Überlandleitungen.
Eine elektrisierende Begegnung. Es war Liebe auf den ersten Blick, sagt Ken. Elisabeth heuerte zunächst als sein »Gate Girl« an: »Die Strommasten stehen häufig mitten auf der Weide. Ken brauchte jemanden, der ihm die Gatter an den Viehgehegen öffnete . . .« Doch bald war klar: Ken kommt mit auf Elisabeths Trip. »Wir mögen beide das einfache Leben«, hat sie weder Fernsehen noch Telefon vermisst. Die Beiden haben auf der Ladefläche des Pick-Ups übernachtet und sich den Fisch fürs Abendbrot selbst geangelt. »Wir waren glücklich«, so die Steinhagenerin. Ken nahm Gelegenheitsjobs an und zeigte Elisabeth sein Land.
Im Februar hieß es dann Abschied nehmen - zurück nach Deutschland. Doch schon im Flugzeug wusste die 40-Jährige: Das alte Leben ohne Ken funktioniert nicht mehr. Zweimal täglich telefonieren reicht nicht. Aber nach Australien auswandern - das ist alles andere als einfach: Die beiden hatten die ganze Prozedur des »Green Card«-Verfahrens durchzustehen: hunderte Seiten von Infos und Fragebögen, Zeugen benennen, Fotos beibringen,dass sie wirklich ein Paar sind.
Aber nicht nur das Visum ist jetzt da - seit Anfang August ist Ken es auch. Nun hat sie ihm ein ein Stück ihres Kontinents gezeigt. Und der Australier hat sich ausgiebig darüber gewundert, wie grün hier alles ist. Am Samstag geht es zunächst für vier Wochen nach Dänemark zu Elisabeths Familie, die sie in ihren Plänen immer unterstützt hat. Am 26. Mai wird dann bei Kens Schwester in der Nähe von Sydney geheiratet. Ob das Ehepaar für immer in Australien bleibt oder eines Tages nach Europa zurückkehrt? »Die Welt steht uns doch offen.«

Artikel vom 15.09.2006