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550 Kilometer
in einer Woche

Schüler radelten zur Nordsee

Warburg (WB). Von einer eher ungewöhnlichen Klassenfahrt sind jetzt Schüler der Warburger Petrus-Damian-Schule zurückgekehrt. 550 Kilometer waren sie mit dem Fahrrad unterwegs. Ziel: die Nordsee.

Eine gemeinsame »ErFahrung« ermöglichen - so lautete das Anliegen von Michael Dorau, Lehrer an der Warburger Förderschule für soziales und emotionales Lernen, und Klaus Theis, Leiter des Zentrums für Heilpädagogik und Therapie in Volkmarsen. Sie setzten nun den seit langem gehegten Plan dieser Fahrradtour in die Tat um.
Zweck der Unternehmung war, eine heterogene Jugendgruppe zu einer Gemeinschaft zusammenzuführen, die nur durch gegenseitige Kooperation das Ziel erreichen konnte. Die Tour sollte auf diese Weise zu einer Verbesserung der sozialen Handlungskompetenz führen - und das sollte gelingen.
Während die Petrus-Damian-Schüler ihre Tour in Warburg begannen, startete die von Klaus Theis betreute Gruppe mit Kindern und Jugendlichen aus der ambulanten Betreuung des Kreises Höxter und aus Pflegestellen der hessischen Nachbarschaft in Hannoversch Münden. Von Bad Karlshafen aus ging es dann gemeinsam den Weserradweg entlang in Richtung Bremen.
Fortan bildete die aus 20 Personen im Alter von 6 bis 51 Jahren bestehende Gruppe eine Solidargemeinschaft, in der es selbstverständlich war, auf den Schwächsten Rücksicht zu nehmen, zu eigenen Schwächen zu stehen, die Überlegenheit anderer neidlos anzuerkennen, Hilfen anzunehmen und Hilfe zu leisten. Jeden Tag waren 80 bis 100 Kilometer auf dem Rad zurückzulegen, bis am Abend gemeinsam die Zelte aufgebaut und die Mahlzeiten zubereitet werden konnten. Verhärtete, krampfende Muskeln und schmerzende Gesäßteile zeigten manchen Teilnehmern schnell die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit auf. Widrige Umstände - an zwei Tagen erschwerte starker Regen ein zügiges Vorankommen - brachten zusätzliche Belastungen. Dennoch erreichte die Gruppe am sechsten Reisetag geschlossen das Ziel: Eckwarderhörne am Jadebusen.
So ist es nicht verwunderlich, wenn der Schüler Marcel Tente bemerkt: »Ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffe. Jetzt bin ich stolz auf meine Leistung!« Sein Lehrer, Michael Dorau, fügt hinzu: »Die Schüler können mit Recht stolz sein, denn es ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit, wenn Jugendliche, die in ihrer Freizeit eher bewegungsarmen Aktivitäten nachgehen, innerhalb einer Woche 550 Kilometer zurücklegen.«
Besonders lobt Michael Dorau zusätzlich die moralische Einstellung und Disziplin der Jugendgruppe. Klaus Theis stimmt dem zu und ergänzt: »Es war eine unglaublich gute Stimmung unterwegs - gute Laune schon am frühen Morgen und das bei diesen hohen Leistungsanforderungen. Die jungen Menschen waren einfach glücklich!«
Wenn auch die physischen Anstrengungen einigen viel abverlangten, kam das Freizeitvergnügen nicht zu kurz. Gleich am ersten Abend trafen sich die Jugendlichen zum Fußballduell mit der heimischen Dorfjugend. Wer eine andere Betätigung suchte, konnte sich von der Studentin Diana Lippa, welche die Jugendgruppe begleitete, in Jazzdance oder Disco-Fox einweisen lassen. Andere knüpften neue Kontakte und tauschten ihre Erfahrungen aus. Den krönenden Abschluss bildete schließlich ein Karaoke-Abend, bevor es dann nach sieben Tagen mit dem Auto zurück nach Warburg ging.

Artikel vom 15.09.2006