14.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein »sonnenhaftes« Bekenntnis

Ewald Kooiman konzertiert in Abteikirche - Begeisterter Applaus

Marienfeld (WB). Der durch seine intensive Beschäftigung mit der Interpretation der Orgelwerke Bachs weltweit bekannt gewordene Niederländer Ewald Kooiman konzertierte jetzt an der Johann-Patroclus-Möller-Orgel in der Abteikirche.

Schwerpunkt seines beeindruckenden Konzerts im Rahmen des Internationalen Orgelfestivals Westfalen-Lippe bildeten denn auch die von ihm hervorragend interpretierten Toccata C-Dur (BWV 564), drei Choralbearbeitungen BWV 659, 660 und 661 von »Nun komm der Heiden Heiland« sowie die Fantasia und Fuge g-moll (BWV 542) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Sowohl die gesetzmäßige Folgerichtigkeit in den Läufen der letzteren Fuge mit ihrer von Zeitlosigkeit und größter Simultanität kündender Klangfülle als auch die von dramatischen Gegensätzen zwischen erhaben bebenden Fortissimi sowie verinnerlichend gedämpften Parts geprägte Fantasia meisterte Kooiman mehr als virtuos.
Sein technisches Können und verinnerlichtes Bewusstsein über alle 41 Register dreier Manuale namens Hauptwerk, Rückpositiv und Brustwerk sowie der Pedale der Königin der Instrumente konnten auf Grund ihrer fraglosen Ausgereiftheit schon so weit hintergründig werden, dass die reine Musikalität die eigentliche Güte des Konzerts dominierte.
So vermittelten sich auch in der das Konzert eröffnenden Toccata Qualitäten eines sonnenhaften Bekenntnisses im C-Dur Klang zum Licht und in den weichen Rauschtönen des singenden Adagios die reine Hingabe voller Demut. Leichtigkeit sowie erlösende Signalwirkungen von Seiten der hellen Tonlagen gegenüber den Bässen prägten den dritten Satz der ersteren Fuge mit ihren zunächst einstimmig und später auch zweistimmig perlenden Läufen.
Getragenheit der Mittellage durch die Tiefen, die fließende Verbindung zwischen Höhen und Bässen sowie deren durch Intervallsprünge sich ausdrückende, polare Entfernungen und Klanggeheimnisse der von majestätischen Akkorden zugelassener Bewegtheit oder von erhabenem Klangvolumen bestärkter Lebendigkeit prägten die drei Choralsätze von »Nun komm, der Heiden Heiland«. Sehr sensibel ergänzten »Ground in C« von William Byrd (1542/43-1623) und »Folia mit 20 Veränderungen« von Joseph Jimenez (1601-1672) das Programm. Kam bei Letzteren vor allem die unmerkliche Sanftheit von fließenden Übergängen der 20 Veränderungen zu Gehör, resultierte wiederum das sanfte Herantasten an die Rauschtöne der Mittellage und das nuancenreiche Hineinsuchen in die Höhen des »Ground in C« in einer Klangkristallisation. Auf dem Weg von der Verschwommenheit zur Konzentriertheit geschah eine Verschmelzung der Klangfarben sowie der unterschiedlichen Klangnuancen zwischen hölzern weich und metallen prägnant.
Den begeisterten Applaus des Publikums am Ende belohnte Kooiman mit seiner Interpretation der Choralbearbeitung von »Allein Gott sei Ehre in der Höh« BWV 71 von Johann Sebastian Bach. Diese Zugabe war auf Grund ihrer hell fließenden Läufe eine Wohltat für jeden Zuhörer.
Johannes Zoller

Artikel vom 14.09.2006