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Schwindelfreie Solbader Bergvagabunden

Jungfrau-Marathon: überwältigende Erlebnisse in den Schweizer Alpen - 1824 Höhenmeter

Altkreis (guf). »Der Blick auf die gewaltige Bergwelt im strahlenden Sonnenschein - das war einfach überwältigend.« Die Teilnehmer am schwersten Bergmarathonlauf Europas vergaßen auf den letzten Kilometern am Eiger-Gletscher entlang alle Strapazen: Für die 13 Gipfelstürmer aus den Reihen des LC Solbad Ravensberg war der Jungfrau-Marathon in den Schweizer Alpen eines der eindrucksvollsten Erlebnisse ihrer teils schon Jahrzehnte währenden Läuferkarriere.

42,195 km per pedes gelten bereits im Flachland als echte Herausforderung. Im Schatten der drei 4000er-Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau sind aber zwischen dem Startort Interlaken (566 m über dem Meeresspiegel) und dem Ziel auf der Kleinen Scheidegg (2100 m hoch) insgesamt 1824 Höhenmeter zu überwinden. Allein diese Zahlen rufen bei manchem Muskelkater hervor. »Als wir uns dann am Tag vor dem Lauf die erste heftige Steigung bei Kilometer 25 angeschaut haben, wurde einem schon ganz schön flau im Magen«, gesteht Jürgen Siltmann, der »Motor« der Solbader Jungfrau-Expedition.
Als alle tags darauf um 9 Uhr am Start standen, waren die Bedenken jedoch verflogen: Angenehme zwölf Grad im Sonnenschein, eine super Stimmung im Riesenfeld der 3184 Männer und 658 Frauen wie auch unter den vielen tausend Zuschauern. »Es waren einfach perfekte Bedingungen: am Ziel 17 Grad, unterwegs eine tolle Sicht auf die Bergwelt und Streckenposten, die einem auch über die kritischen Stellen hinweghelfen«, schildert Jürgen Siltmann seine Eindrücke.
Nach flachen zehn Kilometern zum Einrollen überwanden die Läufer auf den nächsten 15 Kilometern 250 Höhenmeter, ehe die alpine Klettertour von 800 m bis auf den höchsten Punkt am Eigergletscher (2205 m) begann. »Ab Kilometer 39 ging es dreieinhalb Kilometer über einen schmalen Grat - da war an Überholen nicht zu denken.« Hier mussten die Bergvagabunden aus OWL beweisen, dass sie schwindelfrei sind. Doch die überwältigende Kulisse der Berge und geschätzt 20 000 Zuschauer im Zielgelände an der Kleinen Scheidegg bereiteten den Finishern einen Empfang mit Gänsehaut-Atmosphäre.
»Dicke Waden hat hinterher jeder - das bleibt nicht aus. Aber alle hatten sich die Körner hervorragend eingeteilt und sind bei besten Kräften ins Ziel gekommen.« Auch sportlich fiel das Fazit der Solbader rundum positiv aus - wobei die Endzeiten bei diesem Streckenprofil natürlich Nebensache waren. Als schnellster Solbader durfte sich Bernhard Potthoff die Glückwünsche seiner Vereinskollegen abholen. Richard Schürmann lief unter die Top Ten der Altersklasse M60.
Ohne gezielte Vorbereitung ging nichts: Im Frühjahr hatte Jürgen Siltmann beim LC-Bahntraining für die Idee »Start beim Jungfrau-Marathon« Werbung gemacht - und etliche Trainingskollegen begeistern können. »Wir haben ein gutes halbes Jahr darauf hingearbeitet. Alle 14 Tage stand sonntags gemeinsam eine lange Einheit über zweieinhalb bis drei Stunden auf dem Programm, die wir reihum mit einem anschließenden Beisammensein organisiert haben«, so Siltmann.
Per Bus, den Ulrich Kansteiner steuerte, ging's dann drei Tage vor dem Lauf ins Berner Oberland. Als guter Geist der Truppe begleitete LC-»Finanzchefin« Jutta Stolle das 13-köpfige Aufgebot und feuerte die Vereinskollegen mit der eigens dafür gekauften Schweizer Kuhglocke lautstark an.

Artikel vom 14.09.2006