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SC Herford: Das Glück ist zurück

Bezirksliga: Erster Saisonsieg gegen Espelkamp - Ex-Herforder machen gerne Party

Von Harald Schwabe
und Klaus Pilz
Kreis Herford (HK). Beim Sport-Club Herford, nach dem Doppelabstieg und dem tiefen Fall von der Verbands- in die Bezirksliga, schwer gebeutelt, ist das Glück zurückgekehrt.

Trainer Stefan Braunschweig sprach nach dem 1:0-Sieg gegen Spitzenreiter SC Preußen Espelkamp von einem eher glücklichen Erfolg und von einer Partie, die man sich ganz gut habe angucken können. In der Tat! Das Auftreten der Herforder, die ohne die Leistungsträger Sven Kämmerer (Zerrung) und Marco Schlobinski (Urlaub) antraten, war geprägt von enormem Siegeswillen und von großer Einsatzbereitschaft. Stefan Tillmann, nach überstandener Mandeloperation wieder in Bestform, war sicherlich der Matchwinner. Aber auch Abwehrspieler Daniel Schnitker hatte großen Anteil am ersten »Dreier«. Er köpfte nach nur sechs Minuten einen Freistoss von Stamatis in die Maschen. Stefan Braunschweig, der in den ersten fünf Spielen noch nicht einmal mit der gleichen Mannschaft auflaufen konnte, sieht sein Team jetzt auf einem guten Weg.
Espelkamps Spielertrainer Uwe Korejtek hatte schon vor dem Anpfiff im Gespräch mit Hansi Menke (beide spielten früher in einer Herforder Mannschaft) und unserer Zeitung viel Respekt vor Herford geäußert und irgendwie wohl schon geahnt, dass Herford zu dieser großen Leistung fähig seien könnte. Mit der Vorstellung seiner Mannschaft war er auch vollends zufrieden und sprach von einem super Auswärtsspiel. Man habe 75 bis 80 Minuten auf ein Tor gespielt, aber leider drei, vier 100-prozentige Torchancen ausgelassen. »Ko« sprach von Fußball brutal, da ein einziger Fehler in den 90 Minuten die Partie entschieden habe. Beim Kopfballtor der Herforder hätten sich zwei Preußen-Spieler aufeinander verlassen, da habe die Zuordnung nicht gepasst.
Holm Windmann, seines Zeichens Spielertrainer von SV Oetinghausen, war nach der 0:1-Niederlage beim VfL Herford mächtig angesäuert. Man kann ohne Bezirksliga-Niveau kein Bezirksligaspiel gewinnen«, grollte er. »Unsere Mannschaft hat überhaupt keine Einstellung zu der Partie und zum Gegner gefunden. In puncto Zweikampfverhalten, Einsatz und Engagement stimmt es derzeit bei uns nicht.« Die äußeren Begebenheiten wie staubiger Aschenplatz ließ Windmann überhaupt nicht gelten. »Das galt ja für den Gegner auch. Die gezeigte Leistung war erbärmlich. Der VfL Herford war auch nicht so stark, dass wir nicht hätten gewinnen können.«
Auf die Frage, wie sich die Lage ändern könnte, meinte Windmann: »Das muss schon im Training anfangen. Es muss wieder Freude entwickelt werden. Frank Hölscher und ich sprechen diese Dinge immer wieder an. Wenn es dann aber nicht umgesetzt wird, kann man nicht punkten.« Er erwarte von seinen Akteuren, dass sie ihre Leistung selbst hinterfragen. »Zuerst muss das eigene Gekicke analysiert werden, dann kann man vielleicht über andere Sachen reden. Jeder sollte einmal über seine eigene Leistung nachdenken.«
Der kommende Gegner des SV Oetinghausen ist der BV Stift Quernheim, und der verpasste TV Herford am vergangenen Wochenende eine 6:0-Spritze. »Da haben wir uns schwer einen abgeholt«, meinte Trainer Turgay Yilmaz. »Allerdings haben mir vier Stammspieler gefehlt. Ich musste die Abwehr komplett umstellen, weil mir mit den beiden Basuslus die Manndecker abhanden gekommen waren.« 20 Minuten habe man gut mitgespielt, nach dem 0:3 sei man dann aber nicht mehr mit der letzten Konsequenz zur Sache gegangen. »Irgendwie haben wir nach unserer guten Anfangsphase versucht, mitzuspielen. Das wurde von Stift bestraft.«
Den Gegner lobte Yilmaz als gute Mannschaft. »Die werden durch ihre Geschlossenheit oben dabei sein«, prophezeit er. »In der Truppe ist kein überragender Mann, aber alle sind spiel- und lauffreudig. Diese junge Mannschaft wird ihren Weg gehen.«
Wie wichtig die mannschaftliche Geschlossenheit ist, demonstrierte am Sonntag nicht nur der SC Herford, sondern auch GW Bustedt. Das junge Team von Coach Frank Ihde ist schon jetzt die Überraschung der Bezirksligasaison. Der 4:2-Erfolg über Hiddenhausen war ein weiteres Zeichen dafür, dass die Grün-Weißen heiß auf den Titel sind. »Die Saison ist noch lang und wir müssen erst einmal gegen die Favoriten bestehen. Erst nach dem Spiel beim SC Vlotho am Sonntag wissen wir, wo wir wirklich stehen«, dämpft der Coach ein wenig die Euphorie.
Die ist bei den Spielern ungebrochen. Kein Wunder, hat sie doch niemand wirklich auf der Rechnung gehabt. Der Ex-Herforder Sead Jusufi hingegen schon: »Wir sind alle dicke Kumpel und verstehen uns nicht nur auf dem Platz hervorragend.« Auch in der Freizeit, bestätigt der Kapitän, seien sie eine eingeschworene Truppe. »Am Freitag machen wir immer alle zusammen Party im Go-Parc«, sagt der Bankkaufmann, der jedoch weiß, dass die Siegesserie irgendwann ein Ende nehmen wird. »Wenn wir das erste Mal verlieren, wird sich zeigen, ob wir das wegstecken können und nicht auseinander brechen werden. Dann wird sich herausstellen, ob wir eine wirklich große Mannschaft sind«, findet der 23-Jährige.


Artikel vom 14.09.2006