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Die Flaute im Sturm

SC Paderborn 07 wartet seit vier Monaten auf ein Tor

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Kleine Expertenfrage für alle SCP-Fans: Wer schoss das letzte Stürmertor in einem Pflichtspiel des Paderborner Fußball-Zweitligisten? Eine spontane Antwort ist da gar nicht möglich, denn das liegt schon viel zu lange zurück.

Egal ob in den drei Zweitligaspielen oder in der ersten Pokal-Hauptrunde gegen einen Regionalligisten - die »Abteilung Attacke« des SC Paderborn 07 erarbeitet sich zwar immer wieder Möglichkeiten, im Abschluss fehlt zurzeit aber jegliche Effektivität. Mit Marc Gouiffe à Goufan traf beim 1:0-Erfolg über den FC Augsburg ein Defensiver im Mittelfeld. Der samstägliche Torschütze Hüzeyfe Dogan ist ein »Zehner« und damit ein offensiver Mittelfeldspieler.
Die Flaute im Paderborner Sturm ist zurzeit aber noch ein Luxusproblem. Vier Punkte aus drei Meisterschaftsspielen (zweimal auswärts) und das Erreichen der zweiten Hauptrunde im DFB-Pokal - der Saisonstart liegt trotzdem über dem Soll. Dennoch wurden auch beim Drittligisten Magdeburg die Probleme deutlich:
Beispiel Daniel Brinkmann: Er wurde von Seitz auf die zentrale Position hinter den drei Stürmern beordert, ging selbst aber viel zu wenig in die Spitze und blieb entsprechend wirkungslos.
Beispiel Erwin Koen: Dem Neuzugang war die fehlende Spielpraxis anzumerken. Nach 70 Minuten war der Linksaußen auch mit der Kraft am Ende und musste raus. Auffällig war er aber bei den Standards. Seine Freistöße und Eckbälle sorgten für Torgefahr.
Beispiel Benjamin Schüßler: In seinem »Heimspiel« hatte der Ex-Magdeburger zu Beginn riesige Probleme. In der zweiten Hälfte und in der Verlängerung wurde Benny besser und übernahm auch beim Elfmeterschießen Verantwortung, schoss und traf.
Beispiel René Müller: Der Torjäger hatte zwei Probleme. Über die Außenpositionen kamen kaum brauchbare Flanken, außerdem hatte der Kapitän fast immer drei Gegenspieler gegen sich. Ein Durchkommen war unmöglich. »Ihn hätte ich vielleicht noch etwas eher erlösen müssen«, meinte Seitz gestern.
Positive Akzente setzten die drei Einwechselspieler. Hüzeyfe Dogan war der auffälligste, schoss den Führungstreffer und hätte bei zwei weiteren Chancen eigentlich zum Matchwinner werden müssen. Mehmet Dragusha legte zweimal gut auf und hatte eine tolle Kopfballchance. Thomas Bröker blieben nur sechs Minuten, übernahm aber gleich Verantwortung, trat an und traf beim Elfmeterschießen.
An eine taktische Umstellung denkt der neue Trainer Roland Seitz aber (noch) nicht. »Das wird vielleicht die Zeit mit sich bringen«, sagt Seitz und bringt das zweite Oktoberwochenende ins Spiel. Dann ist wieder Länderspielpause und der Coach kündigt schon an: »Da werden wir sicher ein Testspiel machen und mal ein bisschen was ausprobieren.«
Eine Variante: Einführung einer Doppelspitze. Die wurde in der DFB-Führung zwar gerade erst abgeschafft, ein Sturm-Duo Thomas Bröker/René Müller ist aber zumindest eine Alternative, über die auch schon Seitz nachdenkt.
Die Antwort auf die Eingangs gestellte Frage lautet übrigens Sebastian Schoof. Der Mittelstürmer (jetzt beim Regionalligisten Kickers Emden) traf am 14. Mai in der Schlussminute zum 3:2-Sieg beim Karlsruher SC.

Artikel vom 14.09.2006