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AWO zahlt weniger bei Neuen

Alle Bewerber um Kindergarten-Trägerschaft vermitteln christliche Werte

Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen-Werste (WB). Der Unterschied zwischen den drei Bewerbern um die Trägerschaft des Kindergartens Stüher Straße ist gar nicht so groß wie es anfänglich schien. Christliche Werte wollen sie alle vermitteln und das Personal ebenfalls übernehmen. Zumindest machten dies die Johanniter Unfall-Hilfe (JUH), die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Verein für soziale Arbeit und Beratung (VAB) gestern Abend im Jugendhilfeausschuss deutlich.

Die Kirche trennt sich zum nächsten Kindergartenjahr 2007/2008 vom Kindergarten Kunterbunt. 95 Kinder werden dort in vier Gruppen von elf Fachkräften und einer Praktikantin betreut. Die Personalkosten belaufen sich auf rund 385 000 Euro im Jahr (WESTFALEN-BLATT 7.9.). Nach einer Übernahme durch einen der drei Träger käme auf die Stadt ein Zuschussbetrag von rund 58 448 Euro zu - eine Summe, die durchaus in den kommenden Jahren verändert werden kann. Dann nämlich, wenn zum Beispiel bei Neueinstellungen von Personal rund fünf Prozent weniger Gehalt gezahlt wird. Und das ist möglich durch die neuen Traifverträge des öffentlichen Dienstes, die zumindest für die AWO gelten. Das bedeutet: Die bestehenden Verträge haben weiterhin Bestandsschutz - und zwar laut deren Auskunft bei allen drei Bewerbern. Vorhandene Mitarbeiter und künftig neues Personal würden also für die gleiche Arbeit unterschiedlich entlohnt. Auch die Stadt würde demnach nur dann Kosten einsparen, wenn bei möglichen Neueinstellungen geringere Kosten entstehen würden und damit ein geringerer Zuschuss bezahlt werden müsste.
Während die Arbeiterwohlfahrt diese Diskrepanz bei den Gehältern durchaus offen zugibt, jedoch betont, dass sie diese Tarifunterschiede nicht selbst herbeigeführt habe, machten die beiden anderen Bewerber andere Aussagen. Der VAB aus Herford will ebenso die bestehenden Mitarbeiter alle übernehmen - zu den gleichen Bedingungen wie bislang in deren Verträgen steht. Auch die JUH will dies. Bei den Johannitern, so Ralf Bröenhorst, würden sich nur dann Änderungen nach dem einjährigen Bestandsschutz beziehungsweise bei Neueinstellungen ergeben, wenn der JUH-Landesverband das vorsehen würde. Das sei bisher aber nicht bekannt. Bröenhorst versicherte deshalb wie auch der VAB, dass die Arbeitsverträge aller zurzeit tätigen Erzieherinnen auch nach der Übernahme inhaltlich bestehen bleiben würden.
Auch in der pädagogischen Arbeit zeigten sich bei den Vorstellungen der drei Bewerber keine gravierenden Unterschiede. Dennoch bevorzugen die Eltern der 95 Kinder eher die Johanniter Unfall-Hilfe als christliche Organisation. Sie sind der Meinung, dass die JUH die christlichen Werte ebenso wie bisher die Kirche und anders als der VAB und die AWO vermitteln könnte. 450 Unterschriften wurden gestern noch vor der Sitzung von der Elternsprecherin Simone Lüfelsmeier an die Ausschussvorsitzende Karla Rullmann übergeben. Innerhalb einer Woche haben sich so viele Bürger in die Liste eingetragen. Simone Lüfelsmeier betonte während der Sitzung noch einmal, dass den Eltern die pädagogische Arbeit mit christlichen Inhalten sehr wichtig wäre.
Werte wie Toleranz in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft, gegenseitiger Respekt auch gegenüber Kindern anderer Kulturen - all das berrücksichtigen AWO und VAB ebenso. Während der Herforder Träger die christlichen Rituale und den biblischen Hintergrund schon in der Vorstellung versicherte, sieht die AWO die christliche Ausrichtung und deren Förderung ebenfalls. Abstimmungen mit Mitarbeitern und Pfarrern der Kirchengemeinde seien dafür ein Beleg. Ein katholischer Kindergarten sei bereits übernommen, ein evangelischer würde demnächst folgen. Einen herausragenden Unterschied jedoch hat die Arbeiterwohlfahrt gegenüber den anderen beiden: Deren Kindergärten und -tagesstätten sind jeden Werktag das ganze Jahr über geöffnet.
Der Jugendhilfeausschuss nahm gestern Abend die Vorstellungen zunächst zur Kenntnis. Eine Diskussion erfolgte nicht. Die Beratungen werden zunächst in den Fraktionen fortgesetzt.

Artikel vom 13.09.2006