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Schüler geben dem ganzen Dorf Arbeit

UNESCO zeichnet Projekt aus: Steinhagener Wilfried Zimmermann mit Oberstufenkolleg in Ecuador

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Ein Steinhagener leistet Entwicklungshilfe in Ecuador. Wilfried Zimmermann und seine Schülerinnen und Schüler vom Bielefelder Oberstufenkolleg sorgen dafür, dass die Menschen im Dörfchen Daular Arbeit haben. Ein Sozialprojekt, dem sogar die UNESCO Anerkennung zollt mit der Auszeichnung »Offizielles Projekt der UN-Weltdekade 2006/2007«.

Von morgen an sind der Steinhagener Bauingenier und zehn seiner Kollegiaten wieder in Ecuador unterwegs. Vier Wochen lang werden sie mit Arbeiten an den Einrichtungen beschäftigt sein, die sie seit sechs Jahren in dem 500-Seelen-Nest rund eine Stunde entfernt von Ecuadors größter Stadt Guayaquil aufgebaut haben: Das sind das 500 Quadratmeter große Tomatengewächshaus, die Fischteiche, eine Öko-Finca und die Holzwerkstatt, in der seit dem vergangenen Jahr sogar ausgebildet wird. Und dann das Kernstück: die Nähkooperative. Sie gibt 50 Frauen im Alter von 15 bis 70 Jahren Arbeit und erfreut sich auch der Unterstützung von Seidensticker. Die Bielefelder Firma schickt regelmäßig - über Wilfried Zimmermann oder aber auch über die Oetker Schifffahrtslinie Hamburg-Süd per gesponsertem Container - nicht mehr aktuelle Stoffe, die in Daular zu Hemden werden. In der ganzen näheren Umgebung werden sie erfolgreich vermarktet und stellen somit einen wichtigen Teil des Dorfeinkommens dar. Daular kann sich selbst versorgen.
»Den Menschen dort geht es heute besser als vor unserem Einsatz«, sagt er und denkt zurück an die Jahre vor 2000, an ein Dorf ohne Kanalisation und Strom. Doch Rückschläge gebe es aber immer wieder, musste der 56-Jährige feststellen: »Es ist eben schwierig, bestehende Strukturen zu ändern.«
Daheim in Bielefeld entwerfen die Kollegiaten die Vorhaben für Neubauten und Erweiterungen im Dorf auf dem Papier und fertigen auch gleich in maßstabsgerechte Modelle an - »schon allein, um rechtzeitig mögliche technische Probleme zu entdecken und zu beheben«. In der Praxisphase vor Ort werden diese dann umgesetzt.
Bis zum 13. Oktober sind die Entwicklungshelfer diesmal in Daular. Und eigentlich wollten sie ein neues Gebäude für die Nähstube, derzeit noch in der Dorfschule, bauen. Doch dem Oberstufenkolleg ist nun ein Sponsor abgesprungen. Die neue Werkstatt muss bis zum nächsten Besuch warten. So stehen nun nur Reparaturen und Erweiterungen an.
Viel zu lernen gibt es dennoch: »Ein solches Projekt fördert das internationale Denken und Handeln unserer junger Menschen«, sagt Wilfried Zimmermann. Unter einfachsten Bedingungen leben und arbeiten sie die Woche über im Dorf, schlafen mitunter zu dritt in einem Bett. Und am Wochenende erleben sie als Gäste des Colegio Aleman Humboldt, des Projektpartners vor Ort, eine ganz andere, die reiche Seite Ecuadors. Aber der Lehrer weiß, was seine Schüler antworten werden, wenn er sie später fragt, wo es ihnen besser gefallen hat: »Im Dorf!«

Artikel vom 14.09.2006