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Ein Findling
hängt am
Raupenhaken

Hebung erfolgte vor 25 Jahren

Tonnenheide (bös). Einen Grund zum Feiern hat Tonnenheide. Vor 25 Jahren wurde der »Große Stein« von Tonnenheide gehoben und dieses Jubiläum soll am Sonntag, 17. September gefeiert werden.

Bereits um 10 Uhr geht es los. Dann beginnt an dem mächtigen Naturdenkmal ein plattdeutscher Gottesdienst. Daran schließen sich die Feiern an. Zum »Festakt« fehlt auch die Musik nicht. Der Musikzug »Viktoria« Hille spielt auf. Um 13.30 Uhr startet am »Großen Stein« das traditionelle und bei den Besuchern sehr beliebte Pflaumenkuchenessen. Dazu müssen die Gäste auf musikalische Unterhaltung nicht verzichten. Aber auch für kühle Getränke und »Spezialitäten« vom Grill ist gesorgt.
Auf dem Gelände am Naturdenkmal finden die Ausflügler diverse Ausstellungen und Vorführungen vor. Die Landfrauen bieten heimische Produkte an ihren Ständen. Kürschnerei und Steintröge, Drechselarbeiten, Vorführungen der Tonnenheider Strickeschläger sowie Dreschvorführungen der Dreschgruppe runden das Programm ab. Auch Kutschfahrten durch das schöne Hahnenkämper Land sind möglich. Die Hiller Traktorfreunde stellen darüberhinaus Oldtimer-Traktoren aus. Der Verein für Heimatpflege Tonnenheide freut sich zu diesem Aktionstag auf viele Besucher aus Nah und Fern, die natürlich auch vieles aus der Historie des größten Findlings im norddeutschen Raum erfahren können.
Das Steinmaterial des Tonnenheider »Steins« ist etwa eine Milliarde Jahre alt. Es besteht aus Biotitgranit. Der Block stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der südschwedischen Provinz Blekinge. Im Jahr 1915 wurde der Stein auf Betreiben des Tonnenheider Hauptlehrers Sturhan freigelegt und vermessen. Versuche, den Stein zu heben, scheiterten jedoch. Er wurde mit Boden bedeckt.
1972 beschloss die Gemeindevertretung Tonnenheides, den Findling aus der Erde zu holen. Eine englische Pioniereinheit aus Minden sah sich aber nicht in der Lage. Mit der Gründung der Heimatpflege in Tonnenheide im Jahre 1979 wurde die Idee erneut aufgegriffen. Eine Spezialfirma aus Bremerhaven wurde beauftragt, den Stein zu heben und mittels Luftkissen an einen neuen Standort zu transportieren. Die technischen Schwierigkeiten der Bergung ergaben sich vor allem aus der Enge des Lagerplatzes. Der Stein war an drei Seiten von Gebäuden umgeben. Seine Bergung war nur denkbar, wenn eines davon, ein 300 Jahre alter Fachwerkspeicher, entfernt wurde.
Schließlich gelang es jedoch mit Hilfe des Landes NRW, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe Münster, des Kreises Minden-Lübbecke, der Stadt Rahden und einer Spende der Stadtsparkasse, die Finanzierung zu sichern. Träger der Aktion wurde der Verein für Heimatpflege Tonnenheide, dessen Mitglieder durch Eigenleistung restliche Kosten deckten.
1981 war es soweit. Am 28. August wurde der Fachwerkspeicher von einem Raupenkran »an den Haken genommen« und in einem Stück versetzt.
Noch am selben Tag begannen die Vorbereitungen zur Hebung. Der Plan, den Stein auf Luftkissen zu rollen, scheiterte an seiner scharfkantig ausgebildeten Unterseite. Am 30. August 1981 konnte der Findling mit Hilfe eines riesigen, auf Ketten fahrenden Kranes und eines Autokranes gehoben und langsam an seinen neuen Platz, nämlich auf dem Hofgelände Klasing Nr. 9, unter 200 Jahre alten Eichen, transportiert werden. Der Transportweg betrug 70 Meter.

Artikel vom 13.09.2006