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Viel Unruhe in
Forstbezirken

Strukturreform sorgt für Aufregung

Von Stefan Küppers
Altkreis Halle (WB). Die Rotstiftpolitik und die Umstrukturierungen bei den Forstbehörden in NRW sorgen auch hier bei Förstern und Waldbauern für Unruhe. Denn abgesehen davon, dass die 17 Mitarbeiter des Forstamtes Bielefeld ausgerechnet nach Minden verlegt werden sollen, machen sich Förster Sorgen, dass ihre bisherige Dienstleistungsqualität für Waldbesitzer auch in Zukunft noch aufrecht erhalten werden kann.

Laut Kabinettsbeschluss der NRW-Landesregierung sollen landesweit 20 von 35 Forstämtern geschlossen werden, die Mitarbeiter der Ämter aus Bielefeld, Gütersloh, Lippe-Lage und Herford in Minden zentralisiert werden. Wobei unklar ist, wieviele Stellen dabei eingespart werden müssen. Ausgerechnet das am Rand gelegene Minden als zentralen Standort für ein Forstamt auszugucken, stößt auf breite Kritik. Forstamtsdirektor Jürgen Oppermann, Leiter des Bielefelder Amtes, konstatiert eine »beträchtliche Unsicherheit« unter den Mitarbeitern. Für Halbtagskräfte komme der weite Anfahrtsweg einer Kündigung gleich. Enttäuscht ist er, dass die erheblichen Sparvorleistungen beim Personal seit 1995 heute keine Rolle mehr spielten.
Oppermann sorgt sich aber nicht nur wegen der neuen Außenstruktur. Auch durch den Holzboom - Brennholz ist als Energieträger attraktiv geworden - seien die Mitarbeiter immer stärker gefordert worden. Weitere Personalkürzungen könnten da nicht ohne Folgen bleiben.
Wahrscheinlich werden die Forstbetriebsbezirke Halle (2800 Hektar groß) und Borgholzhausen/Versmold (2200 Hektar) weiter bestehen, weil sie groß genug erscheinen. Landesweit aber soll die Zahl der Bezirke von 353 auf 300 reduziert werden. Halles Förster Aloys Tenkhoff (58) hofft, dass er auch weiter den Bezirk Halle betreuen kann. Er sieht aber noch ein weiteres Problem auf die Waldbesitzer zukommen. Denn die Kostensätze für die sogenannte Beförsterung (u.a. Aufmaß des Holzes und Holzverkauf) würden sich wahrscheinlich erhöhen. Hintergrund: Das finanzschwache Land NRW will offenbar die Subventionen für die Beförsterung kürzen. Das würde insbesondere die vielen kleinen Waldbesitzer (ein bis fünf Hektar) treffen. Stattdessen ist die Zahlung einer Pauschale im Gespräch, von der Waldbesitzer dann alle ihre Kosten zu bestreiten hätten. Zur Erlangung dieser Pauschalzahlung, so fürchten Oppermann und Tenkhoff, müsse aber womöglich großer bürokratischer Aufwand betrieben werden, sowohl durch das Forstamt als auch den Waldbesitzer. »Der Wald verträgt keine kurzfristigen Entscheidungen«, warnt Gaby Lindemann, Försterin in Borgholzhausen.
»Man kann sich auch zu Tode reformieren«, fürchtet auch der Vorsitzende der Haller Forstbetriebsgemeinschaft, Waldbauer Norbert Hempe, einen Bürokratiezuwachs. Die Amtsverlegung nach Minden lehnt er völlig ab. Und dass mit kostendeckenden Sätzen nun die private Konkurrenz der Forstämter besser zum Zuge kommen wird, sieht Hempe skeptisch. Er fürchtet, dass viele kleinere Waldbesitzer aus der Gemeinschaft ausscheiden werden.
Ein solch privater Anbieter ist Hartmut Achterberg, der als Sachverständiger für Wald und Baum einen Betrieb in Werther führt. Wenn die Forstämter ihre tatsächlichen Kosten in Rechnung stellten, seien private Anbieter absolut konkurrenzfähig, sagt er. Für die kleinen Waldbesitzer aber sieht Achterberg die Forstämter als den richtigen Partner, denn die böten eine große Organisation. Achterberg: »Ich wünsche mir deshalb eine gut strukturierte Forstverwaltung. Und den Standort Minden halte ich für total daneben.«

Artikel vom 13.09.2006