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Einstellung passt nicht zum Profi

TuS Solbad Ravensberg: Trainer Martin Przondziono wirft die Brocken hin

Von Gunnar Feicht
Borgholzhausen (guf). Ausgerechnet vor dem ersten Altkreis-Derby der Saison in Steinhagen ist Fußball-Bezirksligist TuS Solbad Ravensberg auf Trainersuche: Martin Przondziono hat gestern Abend vor der Mannschaft seinen sofortigen Rücktritt erklärt.

»Der Grund ist nicht die sportliche Situation, nicht die Tatsache, dass wir derzeit einen Abstiegsplatz belegen. Der Anlass für meine Entscheidung liegt allein darin, dass die Einstellung einiger Spieler absolut nicht mit meinem Engagement und meinen Ansprüchen vereinbar ist«, sagt der Ex-Profi, der im Oktober 2005 Jörg Pudel abgelöst hatte. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden. Dienstag leitete Kapitän Jens Hülsmann, unterstützt von Michael Muxfeldt, das Training.
Obmann Frank Fister war nach eigenen Worten von Przondzionos Entschluss völlig überrascht: »Das hat mich hart getroffen, wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte die Situation nicht als so kritisch eingeschätzt. Aber Martin hat sich alles offenbar reiflich überlegt, deshalb ist ein Versuch, ihn zum Weitermachen zu überreden, auch zwecklos«, erklärte er gestern am späten Abend auf Anfrage.
Aufmerksame Beobachter überrascht der Entschluss des Ex-Profis aus Osnabrück nicht: Mit deutlichen Worten hatte er seit der Saisonvorbereitung kritisiert, dass - abgesehen vom zuverlässigen Stamm um Hülsmann, Frötsch, Ciftci, den Heuer-Brüdern, Savic und Suckau - zu viele Spieler durch ungenügende Trainingsbeteiligung auffielen. »Ich bin als selbstständiger Handelsvertreter bis hinein in die Region Papenburg tätig, reise oft extra fast 200 km zum Training an - und stehe dann auf dem Platz mit sechs, sieben Leuten. Da geht mir einerseits bares Geld verloren, und andererseits kann ich eine Mannschaft so nicht vernünftig auf ein Spiel vorbereiten«, veranschaulicht der Coach die unbefriedigende Situationen. Und ergänzt: »Den Vorstand trifft keine Schuld. Wir haben gemeinsam versucht, über die Kopplung der Fahrtkosten an die Trainingsbeteiligung Druck auszuüben, die Spieler haben es auch akzeptiert - aber es hat sich in der Konsequenz nichts geändert.«
Vor diesem Hintergrund sieht Frank Fister jetzt »die Spieler in der Pflicht«. Und Kapitän Jens Hülsmann, selbst eine der positiven Ausnahmen, kündigt an: »Wir müssen uns jetzt mit den erfahrenen Leuten zusammensetzen und endlich die Dinge ändern, die mannschaftsintern im Argen liegen. Ich finde es unheimlich schade, dass Martin aufhört, will aber dieses Jahr beim TuS Solbad bis zum Ende durchziehen.«

Artikel vom 13.09.2006