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Mit Mozart beeindruckt

Motettenchor und Collegium musicum in Marktkirche

Paderborn (WV). Anlässlich des Mozartjahres 2006 führten der Motettenchor und das »Collegium musicum« Paderborn am vergangenen Sonntag zwei kirchenmusikalische Frühwerke von Mozart und Mendelssohn Bartholdy in der barocken Marktkirche auf.

Der Motettenchor eröffnete das Konzert unter Leitung von Steffen Schiel mit Mendelssohns Choralvertonung »Aus tiefer Not schrei ich zu Dir«. Dieses Werk ist als fünfsätzige Motette angelegt. Dem Chor gelang es, diese außerordentliche musikalische Wirkung der Choralmotette in der tragenden Akustik der Marktkirche nachhaltig zu realisieren.
Als Hauptwerk folgte Mozarts »Waisenhausmesse« in c-Moll (KV 139) für Soli, Chor und Orchester von Mozart. Die Gesamtleitung oblag wiederum Steffen Schiel, die Einstudierung des »Collegium musicum« hatte Klaus Hütterott übernommen. Die Orgelpartien spielte Kirstin Hütterott. Der Bläserkreis der Universität Paderborn unter Leitung von Elmar Büsse verstärkte das Orchester. Als Gesangssolisten traten Ulrike Wiedemann (Sopran), Miranda Caasmann (Alt), Wolfgang Tiemann (Tenor) und Gunnar Deutschmann (Bass) auf.
Mozarts »Waisenhausmesse« entstand um 1768 zur Einweihung der Wiener Waisenhauskirche am 7. Dezember 1768. Im Autograph finden sich Generalbass-Bezifferungen von Leopold Mozart, ein Hinweis darauf, dass der Vater den zwölfjährigen Wolfgang Amadeus bei der Kompositionsarbeit unterstützt hat. Es gibt Hinweise, wonach Mozart seine Messe in Anwesenheit von Kaiserin Maria-Theresia auch selbst dirigiert hat. Im Wiener Diarum von 1768 ist vermerkt: »Die ganze Musik des Waisenchor bey dem Hochamte wurde von dem wegen seinen besonderen Talenten bekannten Wolfgang Mozart, 12jährigen Söhnlein des fürstl. salzburgischen Diensten stehenden Kapellmeisters Hr. Leopold Mozart, zu dieser Feierlichkeit ganz neu verfasset und mit allgemeinem Beyfalle und Bewunderung aufgeführet.«
Es ist beachtlich, wie sehr der junge Mozart die Gepflogenheiten der Vertonung liturgischer Texte wie überhaupt das gesamte kompositorische Können beherrschte. Obendrein fallen die umfangreiche Orchesterbesetzung, harmonische und rhythmische Kühnheiten auf, die dem Werkgenre einer »Missa solemnis«, also einer »feierlichen Messe« zu kirchlichen Hochfesten, gerecht werden sollen.
Den Solisten, dem »Collegium musicum« und dem Motettenchor gelang es eindrucksvoll, die zum Teil schwierigen Passagen umzusetzen und den hohen Ansprüchen sowohl Mendelsohns wie Mozarts gerecht zu werden. Dem lang anhaltenden Beifall der Konzertbesucher folgte als Zugabe die abschließende Wiederholung der Gloria-Fuge »Cum Sancto Spiritu, in gloria Dei Patris«.

Artikel vom 13.09.2006